Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 3. Juli 2009

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Rückkehr nach fast 125 Jahren

Willkommenstour der nachgebauten Schmalspurlok „I K Nr. 54“ führt durch Mügeln und Oschatz

Mügeln/Oschatz. Gestern Nachmittag schlug das Herz der Kleinbahn-Fans in der Region höher: Der Nachbau einer IK Schmalspurlokomotive, der ersten sächsischen Lok dieser Art, machte in Oschatz und Mügeln Station. Begrüßt wurden die Initiatoren vom Verein zur Förderung sächsischer Schmalspurbahnen von Sachsens Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft Frank Kupfer (CDU), Mügelns Bürgermeister Gotthard Deuse (FDP) und Vertretern der Döllnitzbahn.
„Neben dem Bonus für den Tourismus im ländlichen Raum erhoffen wir uns durch das Projekt einen Schub für die Ausbildung in der sächsischen Metallindustrie“, nannte der Vereinsvorsitzende Dr. Andreas Winkler ein wesentliches Ziel. Für Staatsminister Frank Kupfer ist der Nachbau „ein Musterbeispiel für sächsische Ingenieurskunst“. Er erinnerte daran, dass die Lok in 80 Unternehmen aus über 4000 Einzelteilen in nur dreieinhalb Jahren gefertigt wurde. Am kommenden Sonnabend soll die Bahn das erste Mal rollen. Dann wird sie von Ministerpräsident Stanislaw Tillich in Radebeul getauft. „Ich hätte nie gedacht, dass diese Idee so schnell Form annimmt“, gesteht Lutz Haschke, Geschäftsführer der Döllnitzbahn. Schneller schlägt auch das Herz von Reiner Scheffler beim Anblick der IK 54. „Davon wurden nur 44 Stück gebaut. 1964 wurde die letzte zerlegt. Eine Entscheidung, die ich sehr bedauere“, so der ehemalige Eisenbahner. Am Mügelner Bahnhof war die Lok ebenso von Fotografen umringt wie auf den Oschatzer Neumarkt. Trotz des einsetzenden Regens waren viele Mügelner Zeugen, wie Geschichte geschrieben wurde. Bürgermeister Gotthard Deuse und Vereinschef Andreas Winkler unterzeichneten einen Kooperationsvertrag zur Unterstützung der sächsischen Dampfbahnroute (wir berichten noch ausführlich). Nach einem dreifachen Salut der Mügelner Schützen zückte Mügelns Bürgermeister ein rotbraunes Büchlein. „Das ist das Tagebuch meines Urgroßvaters. Er vermerkte am 12. September 1884, dass eine Lok diesen Typs am Bahnhof Schweta empfangen wurde. Fast 125 Jahre später wiederholt es sich. Ein historischer Moment für Mügeln.“

Christian Kunze