Historisches Puzzlespiel auf Schienen Nachbau von Sachsens erster Schmalspurlokomotive macht kommende Woche in Mügeln und Oschatz Station Mügeln/Oschatz/Dresden. Paukenschlag für den Verein zur Förderung sächsischer Schmalspurbahnen: Nach rund dreieinhalb Jahren Bauzeit haben die Mitglieder um den Vorsitzenden Dr. Andreas Winkler einen Nachbau von Sachsens erster Schmalspurlokomotive fertig gestellt. Auf ihrer Willkommenstour durch den gesamten Freistaat macht die Lok mit der Bezeichnung „I K Nr. 54“ am Donnerstag, dem 2. Juli, auch in der Region Station. „Der Nachbau kommt an diesem Tag nach Oschatz und Mügeln zurück. Mit Lokomotiven dieses Typs hatte im Jahre 1884 die Geschichte der Mügelner Schmalspurbahn begonnen. Sie waren noch bis in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf den jeweiligen Bahnhöfen der Region anzutreffen“, erklärt Andrè Marks, Pressesprecher des Vereins zur Förderung sächsischer Schmalspurbahnen. Mit der Tour durch Sachsen, während der Nachbau der Lok auf einem Tieflader bis einschließlich 4. Juli gezeigt wird, möchte der Verein die Bekanntheit dieses Typs im Freistaat stärken. „Wir suchten nach einem Zugpferd, dass alle anderen Schmalspurbahnen repräsentiert“, sagt Vereinschef Andreas Winkler. „Weiterhin erhoffen wir uns natürlich einen Werbeeffekt und einen Anschub für den Tourismus in den Regionen, die wir anfahren.“ Die Vorbilder der Lokomotive waren zwischen 1881 und 1892 in der Sächsischen Maschinenfabrik Richard Hartmanns entstanden. Dieser wäre in diesem Jahr, wo die Nachbildung auf Tournee geht, 200 Jahre alt geworden. „Die Modelle waren in den typischen Farben der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen grün, schwarz und rot lackiert. Sie erreichten eine Leistung von 150 PS und trugen maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufschwung in ihrer Zeit bei“, erläutert André Marks die Bedeutung der ersten Schmalspurlokomotiven in Sachsen. Der Nachbau wurde ausschließlich durch Geld- und Sachspenden finanziert und ist bisher einmalig auf dem europäischen Festland. An der Fertigstellung waren um die 80 Unternehmen des Regierungsbezirks Leipzig, vornehmlich aus der Metall- und Elektroindustrie beteiligt, darunter auch Firmen aus dem Döbelner Raum und aus Bad Düben. „Auch die Döllnitzbahn hat uns materiell unterstützt, in erster Linie mit der Bereitstellung von Bremsenteilen“, hebt André Marks hervor. Insgesamt wurden für den Nachbau 4400 Einzelteile gefertigt. Die Kosten des Projekts belaufen sich auf knapp 800 000 Euro. Die Endmontage der Lokomotive fand vor wenigen Monaten im südthüringischen Dampflokwerk Meiningen statt. In Sachsen gebe es laut Andrè Marks keine für derartige Arbeiten geeignete und zertifizierte Werkstatt mehr. Am 2. Juli um 12 Uhr ist es soweit: Dann begrüßt Sachsens Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft Neugierige zum Willkommensfest auf dem Oschatzer Neumarkt. „Gegen 14.30 Uhr wird der Tieflader samt Nachbau in Mügeln eintreffen. Begrüßt werden die Vereinsmitglieder am Bahnhof in der Molkereistraße von Bürgermeister Gotthard Deuse“, weiß André Marks. Außerdem haben sich dafür der Geschäftsführer der Döllnitzbahn Lutz Haschke sowie die Mügelner Schützen angesagt. Letztere werden die Lok mit Salutschüssen begrüßen. Chr. Kunze |