Mügeln. Die Döllnitzbahn legt bereits
seit Wochenbeginn eine Zwangspause ein, weil die Diesellok ausfiel (wir
berichteten). Doch Gerüchte machen in diesem Zusammenhang die Runde. Der wahre
Grund dafür, dass die Bahn aufs Abstellgleis fuhr, seien nicht etwa technische
Probleme. Einige Firmen sollen der Döllnitzbahn nur noch gegen Vorkasse etwas
verkaufen. Es könnten mittlerweile keine Betriebsmittel mehr angeschafft
werden, weil es an Liquidität mangele.
„Starker Tobak, wer setzt denn so etwas in die Welt?“, ist Lutz Haschke,
Geschäftsführer der Döllnitzbahn GmbH, empört. „Am Montagnachmittag ist
die Diesellok mit Motorschaden ausgefallen. Wir haben kurzfristig entschieden,
den Motor nicht zu reparieren“, so der Geschäftsführer weiter. Die
Instandsetzung wäre zu kostenaufwändig geworden. Haschke habe sich daraufhin
in die Spur begeben und Ausschau nach Ersatz gehalten. Dabei kam ihm in
Erinnerung, bei einer Firma in seinem Arbeitsort Pirna ein Notstromaggregat
gesichtet zu haben, deren Motor als Ersatz für die defekte Maschine infrage
käme. Den konnte sich die Döllnitzbahn laut Haschke schließlich zum
Schnäppchenpreis sichern. Mit Unterstützung der Firma Korn aus Oschatz wurde
das Gerät schließlich nach Mügeln transportiert. Dort sprang ein weiteres
Unternehmen helfend ein – die Firma Fischer Nutzfahrzeuge GmbH Mügeln. „Unser
Herzblut hängt schließlich auch an der Döllnitzbahn. Es ist nicht die erste
Aktion. Wir helfen bereits zum wiederholten Male“, sagt Kfz-Meister Roberto
Weigel und spricht von Lokalpatriotismus. So werde derzeit freie
Werkstattkapazität genutzt und zunächst das stationäre Aggregat passgerecht
für die Lok umgebaut. Am Mittwoch ist der Einbau geplant, den ebenfalls die
Kfz-Experten des Unternehmens vornehmen. „Es ist ein Glücksumstand, dass uns
die Firmen so unter die Arme greifen“, ist Haschke froh. Dass der Ausfall der
Diesellok und die noch nicht abnahmefähige Dampflok zeitlich zusammenfallen sei
traurig, aber nicht zu ändern. Die Döllnitzbahn GmbH hatte sich bemüht, von
anderen Eisenbahnbetrieben eine Lok auszuleihen, um den Verkehr weiterhin
absichern zu können. Das misslang. „Über den 1. Mai werden die Loks überall
selbst benötigt“, hat Haschke erfahren. Er möchte bei dieser Gelegenheit
auch darauf hinweisen, dass es am Wochenende sowie am 1. Mai keinen
Schienenersatzverkehr gibt.
Sollte der Motor wie geplant am Mittwoch montiert werden, könne die Bahn
voraussichtlich am nächsten Wochenende wieder den Betrieb aufnehmen. Was die
finanzielle Situation des Unternehmens betrifft, stellt Haschke eine Frage in
den Raum: „Würde uns jemand einen Motor geben oder die Lok reparieren, wenn
wir nicht zahlen würden?“ Außerdem gebe es mittlerweile grünes Licht vom
Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) für Fördermittel.
Heinz Großnick