Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 19. April 2003  (Lesermeinung)


"Nicht alle Visionen wurden Wirklichkeit"

Zum Beitrag von Michael Kotyrba zum Thema Döllnitzbahn in der OAZ vom 15. April schreibt der Geschäftsführer der Döllnitzbahn Gerhard J. Curth seine Meinung:

Der Leserbrief von Herrn Kotyrba hat uns ein wenig betroffen gemacht. Herr Kotyrba, der mir als engagierter Weggefährte der ersten Jahre unserer Döllnitzbahn in Erinnerung ist, äußert darin einen Zustand, der der Döllnitzbahn nicht zukommt.
Wohl aber muss zugestanden werden, dass einige unserer gemeinsamen Visionen aus den Anfängen der 90er Jahre nicht verwirklicht werden konnten. Dazu gehört vor allem, dass einstige Zusagen des Freistaates mit der Bildung der Zweckverbände für den Schienenpersonennahverkehr nicht eingehalten werden konnten und die DBG jahrelang auf sich selbst gestellt war.
Nur der Schulterschluss von Landkreis, Gemeinden, Bahnkunden-Verband und Förderverein haben dazu geführt, dass die Döllnitzbahn in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiern darf. Dabei waren schmerzhafte Abstriche unausweichlich. Die Priorität galt dem dieselbetriebenen Personenverkehr als festem Standbein. Der Güterverkehr war in der bisherigen Form nicht mehr wettbewerbsfähig, wird jedoch nunmehr auf Grundlage anderer Technologien derzeit untersucht. Auf den Dampfbetrieb musste wegen Fristablauf der Loks die letzten zwei Jahre verzichtet werden, da es für die Hauptuntersuchung der Fahrzeuge keine Zuschüsse gibt. Insofern ist es erfreulich, dass der DBV-Förderverein "Wilder Robert", mit dem es im Übrigen keine Streitigkeiten gibt, seine Dampflok selbst dieser teuren Prozedur unterzog und bald in Dienst stellen wird. Der Ausfall der mehr als 60 Jahre alten Dieselloks und der einhergehende SEV ist bedauerlich und kann nur durch moderne Technik weitgehend vermieden werden. Daher ist das Nahziel die Beschaffung zweier Triebwagen.
Auch die Streckenerweiterung wird nicht aus den Augen verloren. Nur hier sind die Gebietskörperschaften, der Förderverein sowie die DBG auf sich selbst gestellt. Die Anbindung der Feldbahn in Glossen ist jedoch mittelfristig erklärtes Ziel.
Trotz aller Widrigkeiten, die sich im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren inzwischen deutlich in Grenzen halten, hat sich die Döllnitzbahn beispielhaft entwickelt. Dies gilt für die Fahrzeuge wie für die Bahnhöfe, aber auch für die Akzeptanz.
Die Landesgartenschau 2006 wird nicht der letzte Höhepunkt, sondern die Initialzündung für die Zukunft sein, und vielleicht haben wir auch etwas davon, wenn Leipzig hoffentlich 2012 die Welt zu Gast hat. Natürlich könnte es der Döllnitzbahn besser gehen, doch von einem Sturm kann nun wirklich keine Rede sein.
Es ist allerdings richtig, dass die Zeichen für alle Schmalspurbahnen in Sachsen nicht sehr rosig stehen, wenn nicht gespart und rationalisiert wird. Hier ist die Döllnitzbahn allerdings den Schwesterbahnen schon einiges voraus.

 

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