Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung des EK-Verlages einem Beitrag zur Entwicklung der SPNV-Schmalspurbahnen in Deutschland im EK-Special 66 "Deutsche Bahnen im Wandel 1996-2001" unverändert übernommen. Er spiegelt den Stand der Bahnen zum Frühjahr 2002 wider:


Döllnitzbahn GmbH

Erste privatisierte sächsische Schmalspurbahn ist das 17,5 km lange Reststück des einst weitverzweigten Mügelner Schmalspurnetzes. Am 17. Dezember 1993 übernimmt die Döllnitzbahn GmbH (DBG) den Verkehr auf der Strecke Oschatz - Mügeln - Kemmlitz. Allerdings führt die DBG, an der der Landkreis Oschatz- Torgau Anteile hält, bis zum Jahr 2000 nur Güter-, Sonder- und Schülerzugverkehr auf diesen 750-mm-Gleisen durch. Mit Aufnahme des Schülerverkehrs im April 1997 können die zurückgehenden Gütertransportleistungen anfangs ausgeglichen werden. Seit Ende 2001 findet aber auf der Döllnitzbahn überhaupt kein Güterverkehr mehr statt, so dass der Schülertransport und der am 18. September 2000 eingeführte SPNV zwischen Oschatz und Altmügeln heute die einzigen Leistungen auf der Döllnitzbahn sind.

Obwohl die Geschäftsleitung von Anfang an ihr Augenmerk auf den Dieselbetrieb setzt, sind 1996 noch alle drei 1993 übernommenen Dampflokomotiven der Bauart Günther/Meyer betriebsfähig. Mangels einsatzfähiger Dieselloks kommt bis 2001 oft eine der IV K im Schülerverkehr zum Einsatz. Die teils etwas großspurigen Ankündigungen der Geschäftsleitung ("Wir werden die modernste Schmalspurbahn Deutschlands") stehen stark im Widerspruch zu dem heute vorhandenen, überalterten und aus einem Sammelsurium von Dieselloks und Wagen aus halb Europa zusammengestellten Fahrzeugpark - die Döllnitzbahn ist zum Sorgenfall der im SPNV genutzten Schmalspurbahnen geworden! Zwar gelingt es der DBG seit 2001, drei der vier von der SOEG überlassenen sächsischen Rekowagen im Inneren zu modernisieren und mit einem grünelfenbeinfarbenen Außenstrich zu versehen, dennoch ist der Altersdurchschnitt der eingesetzten Fahrzeuge und damit der Unterhaltungsaufwand verhältnismäßig hoch. 2001 kommen beispielsweise nur zwei 1940 als Gepäcktriebwagen in Dienst gestellte Dieselloks der späteren österreichischen Reihe 2091 zum Einsatz.

Aufgrund des permanenten Geldmangels der Döllnitzbahn werden Ende der neunziger Jahre fast ausschließlich Wagen der Fichtelbergbahn oder der Zittauer Schmalspurbahn eingesetzt, da diese anzumieten der DBG billiger kommt, als eigene Fahrzeuge aufarbeiten zu lassen. Personell kann der Betrieb lange Zeit nur durch die Hilfe der Mitglieder des Fördervereins "Wilder Robert" aufrecht erhalten werden. Die vier 1993 der DBG übergebenen sächsischen Rekowagen tauscht die Döllnitzbahn 2001 ebenso wie viele andere vorhandene -aber ohne Untersuchungsfristen abgestellte -Fahrzeuge in den letzten Jahren gegen Bargeld oder neue gebrauchte Fahrzeuge ein. So sind inzwischen auch zwei dreiachsige Dieselloks rumänischer Produktion vom Typ Lyd2 aus Polen und ein Spantenwagen aus Österreich in Mügeln stationiert. Der Anfang der neunziger Jahre vom "Öchsle" übernommene ehemalige VT 2 der Zillertalbahn bleibt hingegen bis 2002 ungenutzt abgestellt. Im März 2002 kommt er auf die Insel Rügen, wo er in einem Museum unzugänglich hinterstellt ist.

Verfügt die DBG 1993 über drei betriebsfähige Dampfloks der sächsischen Gattung IV K, insgesamt zwölf betriebsfähige Reisezugwagen ( vier Altbau-" Traglaster", vier Reko-Sitzwagen und vier Packwagen) sowie über ein Dutzend Güterwagen, so besteht der Betriebspark Anfang 2002 aus zwei Dieselloks (Lyd 2 und ex 2091.12) und fünf Reisezugwagen (drei modernisierte Rekowagen, einem Altbau- Traglaster und einem ÖBB-Spantenwagen). Weitere Einzelstücken, wie die Dieselloks 199008 (Ns 4), diverse V10C und eine HF130C, befinden sich in Aufarbeitung oder sind seit Jahren abgestellt.

Positiv bleiben von der DBG die Reaktivierung und der Neubau von mehreren Bahnhöfen und acht Haltepunkten anzumerken. Die Station Thalheim-Kreischa erhält im Oktober 2001 ein Ausweichgleis mit einer Weiche, das Geld für die zweite Weiche zur Wiedereinfädelung des Gleises fehlt. Da parallel zu den ÖPNV-Reisezügen weitaus schnellere Busse verkehren, bleiben die Beförderungszahlen hinter den Erwartungen zurück. Ob der zuständige Nahverkehrszweckverband deshalb in Zukunft die Bestellung der SPNV-Leistungen aufrecht erhält, ist ungewiss. Fällt diese Einnahmequelle aber aus, muss mit der baldigen Betriebseinstellung dieser Schmalspurbahn gerechnet werden.