Beitrag aus dem Oschatzer Wochen-Kurier vom 23. Dezember 2003


Rollt der Wilde Robert aufs Abstellgleis?

Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig will Döllnitzbahn stoppen

Die Gleise zwischen Kemmlitz, Mügeln und Oschatz gehörten einst zum größten Schmalspurnetz Europas. Noch heute dampft eine Lok der sächsischen Baureihe IV K bei Sonderfahrten am Ufer der Döllnitz entlang. 

MÜGELN. Damit soll in absehbarer Zeit endgültig Schluss sein. Zumindest, wenn es nach dem Willen des Zweckverbandes Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) geht. Der beschloss jetzt das Aus für die kleine Bahn, die hauptsächlich vom Schülerverkehr lebt. Um die 350, meist junge Fahrgäste nutzen täglich das Angebot der Döllnitzbahner. Zwar soll der malerische Schienenverkehr noch bis zur Landesgartenschau 2006 in Oschatz aufrecht erhalten werden, doch danach soll die liebevoll "Wilder Robert" genannte Bahn aufs Abstellgleis rollen. Ursachen sind die auslaufende Finanzierung durch den ZVNL, der mit Zuschüssen von jährlich rund 400.000 Euro die Hauptlast für den Regelzugverkehr trägt. "Mein Ziel ist es, den Verkehr über 2006 hinaus zu erhalten", beteuert ZVNL-Vorsitzender und Landrat Robert Schöpp. Damit dies nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, müsste die Fahrgastzahl auf mindestens 500 pro Tag steigen.
Im Falle des Auslaufens des Vertrages, der zwischen ZVNL und Döllnitzbahn abgeschlossen wurde, will Bahn-Geschäftsführer Gerhard J. Curth nach neuen Wegen suchen, um das historische Kleinod über das ominöse Datum hinaus zu erhalten. "Wir bestimmen selbst, was dann passiert", meint der Schienenverkehr-Enthusiast.
"Die Stadt Oschatz engagiert sich uneingeschränkt für den Erhalt der Döllnitzbahn", versichert Oberbürgermeister Andreas Kretschmar. "Wenn es mit dem Linienverkehr nicht mehr klappen sollte, streben wir eine touristische Nutzung an." Sein Mügelner Kollege Gotthard Deuse schimpft: "Eine Einstellung wäre ein klarer Schritt in die falsche Richtung. Es kann nicht sein, dass wir die Döllnitzbahn erst für die Gartenschau aufrüsten und danach dichtmachen. Das ist ein Politikum, denn es ist in der letzten Zeit eine Menge Fördermittel in den Ausbau der Haltepunkte geflossen. Außerdem muss man an die 16 Mitarbeiterdenken." Zur Not will das Stadtoberhaupt die Verbandsmitglieder in den Zug verfrachten, um ihnen zu zeigen, wie wichtig die Bahn für die Region ist. 

ras

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