Beitrag aus dem Sonntags-Wochen-Blatt Riesa-Oschatz vom 30. Januar 2005

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Neue Ziele für den Wilden Robert

Sornzig-Ablass plant Verknüpfung der Kleinbahn mit Tourismusangeboten

Oschatz (SWB). In Oschatz fährt der "Wilde Robert" derzeit nicht zwischen dem "großen" Bahnhof und dem Südbahnhof In der Gemeinde Sornzig-Ablass setzt man dagegen verstärkt auf die kleine Bahn. Diese Vorhaben waren Anlass des Gesprächs, das das SONNTAGSWOCHENBLATT mit Bürgermeister Volkmar Winkler führte.

SWB: Herr Winkler, die Kleinbahn fährt von Mügeln aus in Ihre Gemeinde. Sie haben dazu noch ein paar Pläne in der Tasche.
Volkmar Winkler:
Ja, wir wollen die alte Trasse zwischen Nebitzschen und Glossen wieder herrichten und nutzen, Und wir wollen in Kemmlitz um den alten Tagebau "Frieden" ein Naherholungsgebiet schaffen.

Die Leute fahren heute eigentlich mit dem Auto überall hin. Warum setzen Sie auf die Kleinbahn?
Ich denke, eine Menge Kommunen würden dafür Geld ausgeben, wenn dort eine Schmalspurbahn fahren würde, Wir haben eine, der allerdings ein richtiges Ziel fehlt. Im Harz setzt man sich in die Bahn, um auf den Brocken zu kommen. Aber wohin fährt man hier? Der Schülerverkehr allein kann nicht die Zweckbestimmung der Bahn sein. Historie im Alltag kann nicht mit schnellen Verbindungen konkurrieren. Aber eine Menge Touristen könnten die Bahn nutzen, wenn an anderen Bahnhöfen touristische Angebote zur Verfugung stünden.

Und diese werden nun durch die Gemeinde Sornzig-Ablass geschaffen?
Ich würde unsere Rolle da nicht überbewerten. Hier am Glossener Bahnhof beginnt die Feldbahnstrecke in den Steinbruch. Ich gebe gern zu, dass ich sehr skeptisch war, als hier ein Dresdner Verein auf der Matte stand und mir erzählte, was man mit der Bahn alles veranstalten will. Die Fahrtage der Bahn und das internationale Feldbahntreffen sprechen eine deutliche Sprache. Aber die Gäste müssen ja nicht mit dem Auto nach Glossen kommen. Warum sollen Sie nicht von Dresden oder Leipzig aus mit der normalspurigen Bahn bis Oschatz reisen, dort auf die 750-mm-Strecke umsteigen, um hier dieses Betriebsverkehrsmittel zu entdecken?

Wie weit ist das Projekt der Streckenverlängerung gediehen?
Wir haben über das Förderprogramm Leader plus einen Bewilligungsbescheid bekommen. Wir legen dennoch nicht gleich los, weil die Gestaltung des Museumsbahnhofs Glossen aus einem anderen Fördertopf finanziert werden soll, von wo es noch keinen Bescheid gibt. Wir würden beide Leistungen aber gern gemeinsam ausschreiben, da in beiden Maßnahmen Gleisbau enthalten ist. Ich denke, dass eine gemeinsame Ausschreibung zu Kosteneinsparungen führen kann.

Wird zwischen Nebitzschen und Glossen die alte Trasse genutzt?
Ja, so Leid mir das um die Bäume tut, die dort seit der Streckenstilllegung gewachsen sind. Aber durch die Nutzung der alten Trasse müssen wir kein langwieriges Planfeststellungsverfahren in Angriff nehmen und natürlich wird es Ersatzpflanzungen geben, die wir gezielt zur Verbesserung unseres Ortsbildes nutzen werden.

In Kemmlitz hält die Bahn schon. Dort soll eine neue Attraktion entstehen...
Man kann mit einem Tagebaurestloch alles Mögliche machen. In enger Abstimmung zwischen der Kemmlitzer Kaolinwerke GmbH und der Kommune entsteht ein Badesee mit rund zwölf Hektar Wasserfläche. Durch den Betrieb wurden schon etwa eine Millionen Kubikmeter Mineralgemisch zur Sicherung der Böschung eingefahren. Für ein schlüssiges und genehmigungsfähiges Betriebskonzept hätte es sicher billigere Lösungen gegeben. So erhält mittelfristig der Tourismus in Kemmlitz eine Chance. Ich denke da auch an Camping, wovon sicher die Motorsportler profitieren werden. Überhaupt wollen wir ja nicht Tourismus um des Tourismus willen, sondern als Chance zur Entwicklung bestehender Angebote.

Im Oschatzer Stadtrat fordert man ein neues, schlüssiges Betriebskonzept für die Döllnitzbahn. Sie setzen auf die Bahn. Haben Sie mehr Vertrauen?
Ich sehe, so wie die Oschatzer, die Kleinbahn in einer wichtigen Rolle für den Tourismus in der Region, in Zusammenarbeit mit den vorhandenen Akteuren. Das kann sowohl bei der Bahn selbst als auch aus den Vereinen heraus zu neuer Beschäftigung, und damit meine ich nicht nur das Ehrenamt, fuhren. Für unsere Gemeinde wären zweifellos Synergien mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erfreulich, aber sie sind nicht die Grundlage unserer Planung.

Die Anliegerkommunen haben ja die Gleistrassen erworben. Wie gedenken Sie damit umzugehen?
Natürlich hätten die Kommunen gemeinsam die Chance, die Betriebsführung auf den ihnen gehörenden Trassen auszuschreiben. Wir dürfen aber auch die Rolle des Landkreises im ÖPNV nicht übersehen. Außerdem scheint es eine neue Entwicklung im Freistaat zu geben. Es sieht so aus, als würden sich die Kleinbahnen abseits des Alltagsgeschäfts des Personennahverkehrs zu einem Verband zusammenschließen, gemeinsame Wege suchen und dabei vom Freistaat unterstützt werden.

Zu den großen Vorhaben Badesee und Kleinbahnwiederanschluss von Glossen sei noch die Frage nach dem "Wann" gestellt.
Die Erlebniswelt Bahn, also Vernetzung von Regelspur, Schmalspur und Feldbahn, ist ein Projekt im Hinblick auf die Landesgartenschau 2006 in Oschatz. Dann muss diese Verbindung stehen. Da muss als Eröffnungszug auch eine Dampflok vorgespannt sein, sonst stelle ich mich in Nebitzschen aufs Gleis. Beim Badesee spielen noch ein paar Genehmigungsfragen hinein. Aber ich denke, dass sich in vier Jahren die ersten Badegäste hier tummeln können.

Gespräch: Axel Kaminski.