Mügeln/Oschatz. Gestern Nachmittag schlug das
Herz der Kleinbahn-Fans in der Region höher: Der Nachbau einer IK
Schmalspurlokomotive, der ersten sächsischen Lok dieser Art, machte in Oschatz
und Mügeln Station. Begrüßt wurden die Initiatoren vom Verein zur Förderung
sächsischer Schmalspurbahnen von Sachsens Staatsminister für Umwelt und
Landwirtschaft Frank Kupfer (CDU), Mügelns Bürgermeister Gotthard Deuse
(FDP) und Vertretern der Döllnitzbahn.
„Neben dem Bonus für den Tourismus im ländlichen Raum erhoffen wir uns
durch das Projekt einen Schub für die Ausbildung in der sächsischen
Metallindustrie“, nannte der Vereinsvorsitzende Dr. Andreas Winkler
ein wesentliches Ziel. Für Staatsminister Frank Kupfer ist der Nachbau „ein
Musterbeispiel für sächsische Ingenieurskunst“. Er erinnerte daran, dass die
Lok in 80 Unternehmen aus über 4000 Einzelteilen in nur dreieinhalb
Jahren gefertigt wurde. Am kommenden Sonnabend soll die Bahn das erste Mal
rollen. Dann wird sie von Ministerpräsident Stanislaw Tillich in Radebeul
getauft. „Ich hätte nie gedacht, dass diese Idee so schnell Form annimmt“,
gesteht Lutz Haschke, Geschäftsführer der Döllnitzbahn. Schneller
schlägt auch das Herz von Reiner Scheffler beim Anblick der IK 54. „Davon
wurden nur 44 Stück gebaut. 1964 wurde die letzte zerlegt. Eine Entscheidung,
die ich sehr bedauere“, so der ehemalige Eisenbahner. Am Mügelner Bahnhof war
die Lok ebenso von Fotografen umringt wie auf den Oschatzer Neumarkt. Trotz des
einsetzenden Regens waren viele Mügelner Zeugen, wie Geschichte geschrieben
wurde. Bürgermeister Gotthard Deuse und Vereinschef Andreas Winkler
unterzeichneten einen Kooperationsvertrag zur Unterstützung der sächsischen
Dampfbahnroute (wir berichten noch ausführlich). Nach einem dreifachen Salut
der Mügelner Schützen zückte Mügelns Bürgermeister ein rotbraunes
Büchlein. „Das ist das Tagebuch meines Urgroßvaters. Er vermerkte am 12.
September 1884, dass eine Lok diesen Typs am Bahnhof Schweta empfangen wurde.
Fast 125 Jahre später wiederholt es sich. Ein historischer Moment für Mügeln.“
Christian Kunze