Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 28./29.April 2007

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Döllnitzbahn steckt in der Klemme

Geschäftsführer Lutz Haschke weist Gerüchte über fehlende Liquidität zurück

Mügeln. Die Döllnitzbahn legt bereits seit Wochenbeginn eine Zwangspause ein, weil die Diesellok ausfiel (wir berichteten). Doch Gerüchte machen in diesem Zusammenhang die Runde. Der wahre Grund dafür, dass die Bahn aufs Abstellgleis fuhr, seien nicht etwa technische Probleme. Einige Firmen sollen der Döllnitzbahn nur noch gegen Vorkasse etwas verkaufen. Es könnten mittlerweile keine Betriebsmittel mehr angeschafft werden, weil es an Liquidität mangele.
„Starker Tobak, wer setzt denn so etwas in die Welt?“, ist Lutz Haschke, Geschäftsführer der Döllnitzbahn GmbH, empört. „Am Montagnachmittag ist die Diesellok mit Motorschaden ausgefallen. Wir haben kurzfristig entschieden, den Motor nicht zu reparieren“, so der Geschäftsführer weiter. Die Instandsetzung wäre zu kostenaufwändig geworden. Haschke habe sich daraufhin in die Spur begeben und Ausschau nach Ersatz gehalten. Dabei kam ihm in Erinnerung, bei einer Firma in seinem Arbeitsort Pirna ein Notstromaggregat gesichtet zu haben, deren Motor als Ersatz für die defekte Maschine infrage käme. Den konnte sich die Döllnitzbahn laut Haschke schließlich zum Schnäppchenpreis sichern. Mit Unterstützung der Firma Korn aus Oschatz wurde das Gerät schließlich nach Mügeln transportiert. Dort sprang ein weiteres Unternehmen helfend ein – die Firma Fischer Nutzfahrzeuge GmbH Mügeln. „Unser Herzblut hängt schließlich auch an der Döllnitzbahn. Es ist nicht die erste Aktion. Wir helfen bereits zum wiederholten Male“, sagt Kfz-Meister Roberto Weigel und spricht von Lokalpatriotismus. So werde derzeit freie Werkstattkapazität genutzt und zunächst das stationäre Aggregat passgerecht für die Lok umgebaut. Am Mittwoch ist der Einbau geplant, den ebenfalls die Kfz-Experten des Unternehmens vornehmen. „Es ist ein Glücksumstand, dass uns die Firmen so unter die Arme greifen“, ist Haschke froh. Dass der Ausfall der Diesellok und die noch nicht abnahmefähige Dampflok zeitlich zusammenfallen sei traurig, aber nicht zu ändern. Die Döllnitzbahn GmbH hatte sich bemüht, von anderen Eisenbahnbetrieben eine Lok auszuleihen, um den Verkehr weiterhin absichern zu können. Das misslang. „Über den 1. Mai werden die Loks überall selbst benötigt“, hat Haschke erfahren. Er möchte bei dieser Gelegenheit auch darauf hinweisen, dass es am Wochenende sowie am 1. Mai keinen Schienenersatzverkehr gibt.
Sollte der Motor wie geplant am Mittwoch montiert werden, könne die Bahn voraussichtlich am nächsten Wochenende wieder den Betrieb aufnehmen. Was die finanzielle Situation des Unternehmens betrifft, stellt Haschke eine Frage in den Raum: „Würde uns jemand einen Motor geben oder die Lok reparieren, wenn wir nicht zahlen würden?“ Außerdem gebe es mittlerweile grünes Licht vom Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) für Fördermittel.

Heinz Großnick