Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 30. März 2007

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Skeptisch gegenüber Schwerpunkt Tourismus

Der ehemalige Geschäftsführer Gerhard J. Curth zur Zukunft der Döllnitzbahn und den letzten 15 Jahren

Mügeln. Nach 15 Jahren an der Spitze der Döllnitzbahn ist Gerhard J. Curth nicht mehr Geschäftsführer der Döllnitzbahn GmbH (wir berichteten). Gleichzeitig schied die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) als Gesellschafterin aus. Die Oschatzer Allgemeine sprach mit dem langjährigen Bahnchef, der gleichzeitig Geschäftsführer der DRE ist, über die aktuellen Entwicklungen, die vergangenen 15 Jahre und die Perspektiven der Döllnitzbahn.
Wie kam es zur Trennung ?
Es gab unterschiedliche Ansichten zur Zukunft der Döllnitzbahn nach der erfolgreichen Landesgartenschau. Wir als DRE stehen für das Alltagsgeschäft, den Personenverkehr oder die Schülerbeförderung. Der andere Gesellschafter setzt jetzt mehr auf die touristische Schiene.
Wie sehen Sie diese Perspektive?
Das ist nicht der Weg, den ich gehen wollte. Man muss festhalten, dass Mügeln oder Oschatz keine Fremdenverkehrsorte sind. Deshalb bin ich schon sehr skeptisch.
Was waren ihre wichtigsten Entscheidungen in den 15 Jahren Ihrer Tätigkeit?
Zunächst war da die Umstellung des Verkehrs auf Diesellokomotiven. Wenn wir weiter nur mit den Dampfloks gefahren wären, hätte das viermal höhere Kosten verursacht. Dazu ist es aus meiner Sicht wichtig, dass wir den Schülerverkehr mit auf die Beine gebracht haben.
Wie lief die Kooperation mit den Mitgliedern des Zweckverbandes?
Die Kommunen und der Landkreis haben mit uns an einem Strang gezogen. Bei Problemen haben wir uns immer zusammenraufen können.
Wurden Sie immer so unterstützt, wie Sie es sich gewünscht haben?
Das war nicht immer so. Der Döllnitzbahn hat es nicht gut getan, dass der Landkreis den paralellen Busverkehr nicht abgestellt hat Damit wurde viel Kundenpotenzial für die Döllnitzbahn weggenommen. Das Jahr 2005 war dann der größte Einschnitt. Bei den Ereignissen um den unzulässigen Insolvenzantrag durch Rechtsanwalt Albert Pfeilsticker haben alle Beteiligten ganz erhebliche Kratzer abbekommen.
Kann die Döllnitzbahn auch ohne den Güterverkehr existieren?
Das würde auch funktionieren. Es gibt aber mittlerweile Sondierungsgespräche mit den Kemmlitzer Kaolinwerken über Transporte von Kemmlitz über den Bahnhof in Oschatz hinaus.
Mügelns Bürgermeister Gotthardt Deuse sagte, Sie hätten die Döllnitzbahn gerettet. Sehen Sie das auch so?
Sehr viele Menschen haben mitgearbeitet, aber alleine habe ich sie nicht retten können. Bleiben Sie der Döllnitzbahn treu? Das ist klar, ich werde helfen, wo ich kann. Als Präsident des Bahnkunden- Verbandes, werde ich dem Förderverein „Wilder Robert“ helfen, wo es erwünscht ist. Die Döllnitzbahn ist auch so etwas wie ein Lebenswerk. Mein Großvater war hier Bahner, schon als Kleinkind bin ich immer mitgefahren. Deshalb bleibe ich der Döllnitzbahn immer verbunden.

Interview: Holger Schrapel