Mügeln. Nach 15 Jahren an der Spitze der
Döllnitzbahn ist Gerhard J. Curth nicht mehr Geschäftsführer der
Döllnitzbahn GmbH (wir berichteten). Gleichzeitig schied die Deutsche
Regionaleisenbahn (DRE) als Gesellschafterin aus. Die Oschatzer Allgemeine
sprach mit dem langjährigen Bahnchef, der gleichzeitig Geschäftsführer der
DRE ist, über die aktuellen Entwicklungen, die vergangenen 15 Jahre und die
Perspektiven der Döllnitzbahn.
Wie kam es zur Trennung ?
Es gab unterschiedliche Ansichten zur Zukunft der Döllnitzbahn nach der
erfolgreichen Landesgartenschau. Wir als DRE stehen für das Alltagsgeschäft,
den Personenverkehr oder die Schülerbeförderung. Der andere Gesellschafter
setzt jetzt mehr auf die touristische Schiene.
Wie sehen Sie diese Perspektive?
Das ist nicht der Weg, den ich gehen wollte. Man muss festhalten, dass
Mügeln oder Oschatz keine Fremdenverkehrsorte sind. Deshalb bin ich schon sehr
skeptisch.
Was waren ihre wichtigsten Entscheidungen in den 15 Jahren Ihrer Tätigkeit?
Zunächst war da die Umstellung des Verkehrs auf Diesellokomotiven. Wenn wir
weiter nur mit den Dampfloks gefahren wären, hätte das viermal höhere Kosten
verursacht. Dazu ist es aus meiner Sicht wichtig, dass wir den Schülerverkehr
mit auf die Beine gebracht haben.
Wie lief die Kooperation mit den Mitgliedern des Zweckverbandes?
Die Kommunen und der Landkreis haben mit uns an einem Strang gezogen. Bei
Problemen haben wir uns immer zusammenraufen können.
Wurden Sie immer so unterstützt, wie Sie es sich gewünscht haben?
Das war nicht immer so. Der Döllnitzbahn hat es nicht gut getan, dass der
Landkreis den paralellen Busverkehr nicht abgestellt hat Damit wurde viel
Kundenpotenzial für die Döllnitzbahn weggenommen. Das Jahr 2005 war dann der
größte Einschnitt. Bei den Ereignissen um den unzulässigen Insolvenzantrag
durch Rechtsanwalt Albert Pfeilsticker haben alle Beteiligten ganz erhebliche
Kratzer abbekommen.
Kann die Döllnitzbahn auch ohne den Güterverkehr existieren?
Das würde auch funktionieren. Es gibt aber mittlerweile
Sondierungsgespräche mit den Kemmlitzer Kaolinwerken über Transporte von
Kemmlitz über den Bahnhof in Oschatz hinaus.
Mügelns Bürgermeister Gotthardt Deuse sagte, Sie hätten die Döllnitzbahn
gerettet. Sehen Sie das auch so?
Sehr viele Menschen haben mitgearbeitet, aber alleine habe ich sie nicht
retten können. Bleiben Sie der Döllnitzbahn treu? Das ist klar, ich werde
helfen, wo ich kann. Als Präsident des Bahnkunden- Verbandes, werde ich dem
Förderverein „Wilder Robert“ helfen, wo es erwünscht ist. Die
Döllnitzbahn ist auch so etwas wie ein Lebenswerk. Mein Großvater war hier
Bahner, schon als Kleinkind bin ich immer mitgefahren. Deshalb bleibe ich der
Döllnitzbahn immer verbunden.
Interview: Holger Schrapel