Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 22. Juni  2006

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Existenz der Döllnitzbahn nach der Landesgartenschau gesichert?

Gerhard J. Curth und Albert Pfeilsticker sind gegensätzlicher Meinung

 Mügeln. Die Döllnitzbahn wird auch nach der Landesgartenschau weiter existieren. Davon ist jedenfalls Geschäftsführer Gerhard J. Curth überzeugt und sagt: „Eine Einstellung des Verkehrs wird es mit mir nicht geben. Wir machen auf alle Fälle in irgendeiner Form weiter.“ CDU-Kreistagsfraktionschef Albert Pfeilsticker ist skeptisch. Er befürchtet zudem, dass sich das gut ausgebildete Personal der Döllnitzbahn besser bezahlte Jobs suchen könnte, wenn sich der Bahnbetrieb lediglich auf den Tourismus einpegelt.
Nach Ansicht von Döllnitzbahn-Geschäftsführer Curth bemühe sich jeder im Moment um Schadensbegrenzung. Nicht alles könne man allerdings umkehren. „Entscheidungen, die ich nicht getroffen habe“, verdeutlicht Curth und spielt damit auf den Zeitraum an, in dem der Oschatzer Rechtsanwalt Albert Pfeilsticker vom Zweckverband Döllnitzbahn als Geschäftsführer eingesetzt war. Pfeilsticker hatte vor reichlich einem Jahr die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Schmalspurbahn beantragt. Das Amtsgericht Leipzig wies dies als unzulässig zurück, da der Anwalt nicht im Handelsregister als Geschäftsführer eingetragen war (unsere Zeitung berichtete).
„Ich bin aber nicht nachtragend. Mir geht es um die Sache, denn ich habe 15 Jahre meines Lebens in die Bahn gesteckt. Das lasse ich mir nicht einfach kaputt machen“, fügt Curth hinzu. Das Engagement aller Beteiligten sei derzeit sehr groß. Das Hauptziel bestehe darin, die geforderten 500 Fahrgäste zu erreichen. Curth zieht eine weitere Möglichkeit in Betracht, um die Bahn vor dem Aus zu retten. Im Elbe-Elster- Kreis habe sich eine Bürgerbahn gebildet, ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt. Bereits in den nächsten Tagen soll die Bahnstrecke Schlieben-Falkenberg wieder in Betrieb genommen werden. Was in Brandenburg klappte, kann sich Curth auch für die Döllnitzbahn vorstellen. Die Voraussetzungen werden dafür bereits geprüft.
Was mit der Döllnitzbahn nach der Landesgartenschau geschieht, fragte CDU-Fraktionschef Albert Pfeilsticker zur jüngsten Sitzung des Kreisausschusses, erhielt aber keine befriedigende Antwort. „Ich sehe keinen Zusammenhang mit den Vorgängen im vergangenen Jahr“, wehrte er persönliche Schuldzuweisungen ab. Schließlich habe man sich für Reparatur und Erweiterung der Bahnstrecke entschieden, ohne vorher den Weiterbetrieb abzusichern. „Das wird durch die derzeitigen Bemühungen nur bestätigt. Es fehlt an der abgesicherten Nachhaltigkeit der Investition“, so Pfeilsticker. Die Bereitschaft des Zweckverbandes Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) zur Unterstützung bestehe weniger für den Regelverkehr sondern lediglich für den touristischen Bereich. Nach Ansicht Pfeilstickers dürfe es auch keinen parallelen Schülerverkehr mit Bussen zwischen Oschatz und Mügeln geben. Dann könnten täglich 200 bis 300 Schüler die Döllnitzbahn nutzen. „Die Frage ist, ob das politisch gewollt ist“, stellt der Oschatzer fest. Er befürchtet zudem, dass das fachlich gut ausgebildete Personal der Döllnitzbahn allein für den touristischen Verkehr nicht zu halten sei und sagt: „In Deutschland gibt es über 250 private Eisenbahnen, wo man gutes Geld verdienen kann.“
Unterdessen sollen die Reparaturarbeiten jetzt am Schienennetz fortgesetzt werden. Beim jüngsten Hochwasser ist der Streckenabschnitt in Poppitz unterspült worden. In der nächsten Woche sollen die Reparaturarbeiten beginnen, sagte Geschäftsführer Curth. Ab 2. Juli soll dann die Döllnitzbahn wieder bis nach Kemmlitz fahren können.

Heinz Großnick