Mügeln. Die Döllnitzbahn wird auch
nach der Landesgartenschau weiter existieren. Davon ist jedenfalls
Geschäftsführer Gerhard J. Curth überzeugt und sagt: „Eine Einstellung des
Verkehrs wird es mit mir nicht geben. Wir machen auf alle Fälle in irgendeiner
Form weiter.“ CDU-Kreistagsfraktionschef Albert Pfeilsticker ist skeptisch. Er
befürchtet zudem, dass sich das gut ausgebildete Personal der Döllnitzbahn
besser bezahlte Jobs suchen könnte, wenn sich der Bahnbetrieb lediglich auf den
Tourismus einpegelt.
Nach Ansicht von Döllnitzbahn-Geschäftsführer Curth bemühe sich jeder im
Moment um Schadensbegrenzung. Nicht alles könne man allerdings umkehren. „Entscheidungen,
die ich nicht getroffen habe“, verdeutlicht Curth und spielt damit auf den
Zeitraum an, in dem der Oschatzer Rechtsanwalt Albert Pfeilsticker vom
Zweckverband Döllnitzbahn als Geschäftsführer eingesetzt war. Pfeilsticker
hatte vor reichlich einem Jahr die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über
das Vermögen der Schmalspurbahn beantragt. Das Amtsgericht Leipzig wies dies
als unzulässig zurück, da der Anwalt nicht im Handelsregister als
Geschäftsführer eingetragen war (unsere Zeitung berichtete).
„Ich bin aber nicht nachtragend. Mir geht es um die Sache, denn ich habe 15
Jahre meines Lebens in die Bahn gesteckt. Das lasse ich mir nicht einfach kaputt
machen“, fügt Curth hinzu. Das Engagement aller Beteiligten sei derzeit sehr
groß. Das Hauptziel bestehe darin, die geforderten 500 Fahrgäste zu erreichen.
Curth zieht eine weitere Möglichkeit in Betracht, um die Bahn vor dem Aus zu
retten. Im Elbe-Elster- Kreis habe sich eine Bürgerbahn gebildet, ein von der
Europäischen Union gefördertes Projekt. Bereits in den nächsten Tagen soll
die Bahnstrecke Schlieben-Falkenberg wieder in Betrieb genommen werden. Was in
Brandenburg klappte, kann sich Curth auch für die Döllnitzbahn vorstellen. Die
Voraussetzungen werden dafür bereits geprüft.
Was mit der Döllnitzbahn nach der Landesgartenschau geschieht, fragte
CDU-Fraktionschef Albert Pfeilsticker zur jüngsten Sitzung des
Kreisausschusses, erhielt aber keine befriedigende Antwort. „Ich sehe keinen
Zusammenhang mit den Vorgängen im vergangenen Jahr“, wehrte er persönliche
Schuldzuweisungen ab. Schließlich habe man sich für Reparatur und Erweiterung
der Bahnstrecke entschieden, ohne vorher den Weiterbetrieb abzusichern. „Das
wird durch die derzeitigen Bemühungen nur bestätigt. Es fehlt an der
abgesicherten Nachhaltigkeit der Investition“, so Pfeilsticker. Die
Bereitschaft des Zweckverbandes Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) zur
Unterstützung bestehe weniger für den Regelverkehr sondern lediglich für den
touristischen Bereich. Nach Ansicht Pfeilstickers dürfe es auch keinen parallelen
Schülerverkehr mit Bussen zwischen Oschatz und Mügeln geben. Dann könnten
täglich 200 bis 300 Schüler die Döllnitzbahn nutzen. „Die Frage ist, ob das
politisch gewollt ist“, stellt der Oschatzer fest. Er befürchtet zudem, dass
das fachlich gut ausgebildete Personal der Döllnitzbahn allein für den
touristischen Verkehr nicht zu halten sei und sagt: „In Deutschland gibt es
über 250 private Eisenbahnen, wo man gutes Geld verdienen kann.“
Unterdessen sollen die Reparaturarbeiten jetzt am Schienennetz fortgesetzt
werden. Beim jüngsten Hochwasser ist der Streckenabschnitt in Poppitz
unterspült worden. In der nächsten Woche sollen die Reparaturarbeiten
beginnen, sagte Geschäftsführer Curth. Ab 2. Juli soll dann die Döllnitzbahn
wieder bis nach Kemmlitz fahren können.
Heinz Großnick