Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 21. Dezember 2005

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Funkstille zur Döllnitzbahn beendet

Zerstrittene Gesellschafter des Unternehmens erstmals wieder an einem Tisch

 Region Oschatz. Seit dem Gerangel um den Posten des Geschäftsführers im Frühjahr (wir berichteten) sind die Fronten zwischen den Gesellschaftern der Döllnitzbahn verhärtet. Gestern redeten die Streitparteien hinter verschlossenen Türen wieder miteinander.
An der Döllnitzbahngesellschaft sind der Zweckverband aus Anliegerkommunen und Kreis Torgau-Oschatz mit 74,9 Prozent und die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) mit 25,1 Prozent beteiligt. Gotthard Deuse vertritt den Zweckverband als Vorsitzender und Gerhard J. Curth die DRE als Geschäftsführer der Schmalspurbahn. Wie werten die Verhandlungsführer das gestrige Gesprächsergebnis? "Der Durchbruch war das nicht. Aber es ist ein Erfolg, dass wir wieder an einem Tisch gesessen haben", urteilt Curth. Und Deuse sagt: "Wir haben eine gemeinsame Lösung gefunden, mit der beide leben können." Die sieht nach seinen Aussagen so aus: Der Zweckverband bestellt die Fahrleistung für die Landesgartenschau in Oschatz (Lago) bei der Döllnitzbahngesellschaft und sichert ab, dass bis zur Lago eine zweite Dampflok fahrbereit gemacht wird.
Mit der Neufassung des Gesellschaftervertrages, die ZV-Vorsitzender Deuse gestern vorgelegt hat, sollen zudem Streitpunkte zwischen den Gesellschaftern ausgeräumt werden. "Der Gesellschaftervertrag soll rechtlich und inhaltlich auf sichere Füße gestellt werden", so Deuse.
Ob diese Neufassung im Sinn der Döllnitzbahngesellschaft ist, daran hegt Geschäftsführer Curth jedoch Zweifel. "Die wollen an die Sperrminorität der DRE und an die Stellung des Geschäftsführers heran", mutmaßt Curth. Mit der Sperrminorität hatte die DRE beispielsweise die Ablösung von Döllnitzbahn-Geschäftsführer Curth durch Albert Pfeilsticker zu Fall gebracht und damit ein Vorhaben des Zweckverbandes vereitelt. Beim nächsten Treffen der Gesellschafter im Januar soll der Vertrag auf der Tagesordnung stehen.
Wie es nach der Landesgartenschau ab Ende Oktober nächsten Jahres mit der Döllnitzbahn weiter geht, konnte bei dem gestrigen Gespräch nicht geklärt werden. Curth: "Wir haben noch keine Perspektive für die Zeit nach der Lago und damit auch keine Planungssicherheit." Zweckverbandsvorsitzender Deuse hofft indes, dass ab 2007 ein touristischer Betrieb - auch unter der Woche - möglich sei. Er rechnet dafür mit einer Unterstützung des Zweckverbandes Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) in einer Größenordnung von jährlich 100 000 Euro. Eine entsprechende Zusage des ZVNL gibt es noch nicht. Zur jüngsten Sitzung des ZVNL in Oschatz wollte sich Verbandsgeschäftsführer Andreas Glowienka nicht auf eine konkrete Summe für die Unterstützung des Döllnitzbahn-Tourismus festlegen.

Frank Hörügel


STANDPUNKT

Wille vorhanden

Von FRANK HÖRÜGEL

Na endlich - sie reden wieder miteinander!
Gestern setzten sich die zerstrittenen Gesellschafter der Döllnitzbahn an einen Tisch und diskutierten über die Zukunft der Schmalspurbahn. Das Gesprächsergebnis wird von beiden Seiten unterschiedlich bewertet. So viel scheint aber festzustehen: Der grundsätzliche Wille, den Zugverkehr als Attraktion zur Landesgartenschau in Oschatz von April bis Oktober 2006 abzusichern, ist vorhanden. Jetzt ist Verhandlungsgeschick gefragt - ohne den Verhandlungspartner zu verprellen. Wie schnell das passieren kann, hat sich im offen ausgetragenen Streit um den Geschäftsführerposten bereits allzu deutlich gezeigt. Bis zur Landesgartenschau sollten die Gesellschafter für den Umgang miteinander deshalb die Samthandschuhe überstreifen und die Fehdehandschuhe ruhen lassen. Denn für das Großereignis in Oschatz wäre es ein Fiasko, wenn der Streit wieder offen ausbrechen und damit der Fahrbetrieb gefährdet würde.