Mügeln. Helmut Wagner sprang am Sonnabend beim Besuch des
Framo-Treffens auf dem Bahnhofsgelände in Mügeln von Pfütze zu Pfütze. Der 63-Jährige ärgert
sich nicht nur über nasse Füße, sondern vor allem über den schlechten Zustand des Geländes.
"Sauerei", wettert der Mügelner und übt Kritik an Bürgermeister Gotthard Deuse. Das
Stadtoberhaupt fühlt sich aber nicht verantwortlich. Döllnitzbahn-Geschäftsführer Gerhard J.
Curth möchte ebenfalls nicht den "schwarzen Peter" haben. Und der Verein "Wilder
Robert" tut sein Bestes, um das Gelände in Ordnung zu bringen, obwohl es gar nicht seine
Aufgabe sei, wie Vereinschef Lutz Haschke betont.
"Ich bin enttäuscht, dass sich der Bürgermeister von Mügeln nicht kümmert. Es wäre
doch sicher einfach, mal ein paar Firmen, als Sponsoren, Splitt auf dem Gelände abkippen zu lassen.
Beispielsweise könnten die Leute von der Stadt das Material dann mit der Schippe breit machen. Wenn
sich Mügeln besinnen würde, könnte hier ein technisches Freiluftmuseum sein, stattdessen
schlummert und gammelt alles vor sich hin", macht Wagner seinem Herzen Luft.
"Nicht die Stadt Mügeln ist für den Zustand verantwortlich, sondern die Döllnitzbahn
GmbH", erklärt dazu Bürgermeister Gotthard Deuse. Auch er ärgere sich beispielsweise über
die verunkrauteten Gleisanlagen und betonte gegenüber der OAZ: "So schlimm sah es noch nie
aus." Die Stadt habe schon mehrfach Döllnitzbahn-Geschäftsführer Gerhard J. Curth
schriftlich darauf hingewiesen, endlich für Ordnung zu sorgen. "Wir wollten ja damals das
Vorkaufsrecht haben, um besser Einfluss nehmen zu können", erinnert Deuse, doch nach wie vor
sei die Döllnitzbahn Eigentümer des Geländes - und Eigentum verpflichte nun mal.
"Die Zweckverbandssatzung von 1996 legt fest, wer für die Bahnhöfe zuständig ist. Das sind
die Gemeinden und Städte, also Oschatz, Mügeln, Naundorf und Sornzig-Ablaß", weist Gerhard
J. Curth die Kritik entschieden zurück. "Die anderen Kommunen tun auch etwas, nur Mügeln
nicht", so der Geschäftsführer. Von Schriftstücken sei ihm nichts bekannt und mit ihm habe
auch niemand geredet. "Ich teile die Auffassung, dass es nicht schön aussieht, aber uns den
,schwarzen Peter' zuzuschieben, finde ich nicht in Ordnung." Curth weiter: "Dass wir
mitmachen ist keine Frage, aber da muss auch die Stadt ran. Das Problem ist erkannt und der
Förderverein hat schon Initiativen entwickelt." Zu einer Generalsanierung werde es angesichts
der Situation um die Döllnitzbahn allerdings nicht kommen.
Ronny Däweritz, örtlicher Betriebsleiter, möchte die Vorwürfe ebenfalls nicht unkommentiert
lassen. "Der Förderverein ,Wilder Robert' hat sich mit uns zusammengeschlossen und wir haben
Leute über Ein-Euro-Jobs beschäftigt. Allerdings nicht erst, seitdem sich jemand aufregt. Wir
machen das so gut wie wir können."
Auch Lutz Haschke, Vorsitzender des Fördervereins, steigen die Vorwürfe in die Nase. "Es ist
nicht unsere Aufgabe Gras zu mähen. Die Gleisanlagen in der Stadt Oschatz sind mittlerweile sauber.
Das hat die Stadt mit Hilfe von Ein-Euro-Jobs getan. Genauso könnte es Mügeln machen. Haschke
abschließend an die Adresse des Mügelner Kritikers gerichtet: "Wenn da jemand hergelaufen
kommt, der keine Ahnung hat, dann werde ich langsam grillig. Wir geben uns schon alle Mühe, doch
das nimmt man offensichtlich nicht zur Kenntnis.
Heinz Großnick
STANDPUNKT
Gemeinsam stark
Von HEINZ GROßNICK
Einigkeit macht stark, sagt ein deutsches Sprichwort. Bei der
Döllnitzbahn kann davon längst keine Rede mehr sein. Die jüngste Kritik, in der es um den
schlechten Zustand des Bahnhofsgeländes geht, liefert den Beweis. Alle Beteiligten fühlen sich
nicht zuständig, weisen die Verantwortung von sich und liefern plausible Gründe gleich mit.
Verständlich, dass die aktuelle Situation um die Zukunft der Döllnitzbahn immer aus einer anderen
Sicht gesehen wird. Doch gegenseitige Schuldzuweisungen helfen nicht. Deshalb sollten alle
Beteiligten nicht in der Vergangenheit kramen sondern in die Zukunft blicken. Das gleiche Ziel
verfolgen schließlich alle - den Erhalt der Döllnitzbahn. Das gelingt jedoch nur, wenn alle
gemeinsam an einem Strang ziehen.