Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 3. August 2005

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Reizthema Bahnhof ufert in Schuldzuweisungen aus

Stein des Anstoßes: Helmut Wagner beschwert sich über den schlechten Zustand des Areals und Untätigkeit des Mügelner Bürgermeisters 

 Mügeln. Helmut Wagner sprang am Sonnabend beim Besuch des Framo-Treffens auf dem Bahnhofsgelände in Mügeln von Pfütze zu Pfütze. Der 63-Jährige ärgert sich nicht nur über nasse Füße, sondern vor allem über den schlechten Zustand des Geländes. "Sauerei", wettert der Mügelner und übt Kritik an Bürgermeister Gotthard Deuse. Das Stadtoberhaupt fühlt sich aber nicht verantwortlich. Döllnitzbahn-Geschäftsführer Gerhard J. Curth möchte ebenfalls nicht den "schwarzen Peter" haben. Und der Verein "Wilder Robert" tut sein Bestes, um das Gelände in Ordnung zu bringen, obwohl es gar nicht seine Aufgabe sei, wie Vereinschef Lutz Haschke betont.
"Ich bin enttäuscht, dass sich der Bürgermeister von Mügeln nicht kümmert. Es wäre doch sicher einfach, mal ein paar Firmen, als Sponsoren, Splitt auf dem Gelände abkippen zu lassen. Beispielsweise könnten die Leute von der Stadt das Material dann mit der Schippe breit machen. Wenn sich Mügeln besinnen würde, könnte hier ein technisches Freiluftmuseum sein, stattdessen schlummert und gammelt alles vor sich hin", macht Wagner seinem Herzen Luft.
"Nicht die Stadt Mügeln ist für den Zustand verantwortlich, sondern die Döllnitzbahn GmbH", erklärt dazu Bürgermeister Gotthard Deuse. Auch er ärgere sich beispielsweise über die verunkrauteten Gleisanlagen und betonte gegenüber der OAZ: "So schlimm sah es noch nie aus." Die Stadt habe schon mehrfach Döllnitzbahn-Geschäftsführer Gerhard J. Curth schriftlich darauf hingewiesen, endlich für Ordnung zu sorgen. "Wir wollten ja damals das Vorkaufsrecht haben, um besser Einfluss nehmen zu können", erinnert Deuse, doch nach wie vor sei die Döllnitzbahn Eigentümer des Geländes - und Eigentum verpflichte nun mal.
"Die Zweckverbandssatzung von 1996 legt fest, wer für die Bahnhöfe zuständig ist. Das sind die Gemeinden und Städte, also Oschatz, Mügeln, Naundorf und Sornzig-Ablaß", weist Gerhard J. Curth die Kritik entschieden zurück. "Die anderen Kommunen tun auch etwas, nur Mügeln nicht", so der Geschäftsführer. Von Schriftstücken sei ihm nichts bekannt und mit ihm habe auch niemand geredet. "Ich teile die Auffassung, dass es nicht schön aussieht, aber uns den ,schwarzen Peter' zuzuschieben, finde ich nicht in Ordnung." Curth weiter: "Dass wir mitmachen ist keine Frage, aber da muss auch die Stadt ran. Das Problem ist erkannt und der Förderverein hat schon Initiativen entwickelt." Zu einer Generalsanierung werde es angesichts der Situation um die Döllnitzbahn allerdings nicht kommen.
Ronny Däweritz, örtlicher Betriebsleiter, möchte die Vorwürfe ebenfalls nicht unkommentiert lassen. "Der Förderverein ,Wilder Robert' hat sich mit uns zusammengeschlossen und wir haben Leute über Ein-Euro-Jobs beschäftigt. Allerdings nicht erst, seitdem sich jemand aufregt. Wir machen das so gut wie wir können."
Auch Lutz Haschke, Vorsitzender des Fördervereins, steigen die Vorwürfe in die Nase. "Es ist nicht unsere Aufgabe Gras zu mähen. Die Gleisanlagen in der Stadt Oschatz sind mittlerweile sauber. Das hat die Stadt mit Hilfe von Ein-Euro-Jobs getan. Genauso könnte es Mügeln machen. Haschke abschließend an die Adresse des Mügelner Kritikers gerichtet: "Wenn da jemand hergelaufen kommt, der keine Ahnung hat, dann werde ich langsam grillig. Wir geben uns schon alle Mühe, doch das nimmt man offensichtlich nicht zur Kenntnis.

Heinz Großnick


STANDPUNKT

Gemeinsam stark

Von HEINZ GROßNICK

Einigkeit macht stark, sagt ein deutsches Sprichwort. Bei der Döllnitzbahn kann davon längst keine Rede mehr sein. Die jüngste Kritik, in der es um den schlechten Zustand des Bahnhofsgeländes geht, liefert den Beweis. Alle Beteiligten fühlen sich nicht zuständig, weisen die Verantwortung von sich und liefern plausible Gründe gleich mit. Verständlich, dass die aktuelle Situation um die Zukunft der Döllnitzbahn immer aus einer anderen Sicht gesehen wird. Doch gegenseitige Schuldzuweisungen helfen nicht. Deshalb sollten alle Beteiligten nicht in der Vergangenheit kramen sondern in die Zukunft blicken. Das gleiche Ziel verfolgen schließlich alle - den Erhalt der Döllnitzbahn. Das gelingt jedoch nur, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen.