Oschatz/Mügeln. Seit Wochen schwelt der Streit um die
Führung der Döllnitzbahn GmbH (OAZ berichtete). Gestern wartete der gerichtlich bestätigte
Geschäftsführer und gleichzeitig als Vertreter des Minderheitsgesellschafters Deutsche
Regionalbahn GmbH (DRE) auftretende Gerhard Curth mit einem neuen Paukenschlag auf.
Nach Klärung der Geschäftsführerfrage strebt der Minderheitsgesellschafter nun einen Rückkauf
der 1996 an den kommunalen Zweckverband Döllnitzbahn abgegebenen 74,9 Prozent der
Gesellschaftsanteile von den Anliegergemeinden und dem Landkreis an. "Die Mittel für die
Rückübernahme sind seit längerer Zeit eingeplant", erklärte Curth. "Der Zweckverband
will trotz gegenläufiger Beschlüsse die Sperrminorität der DRE nicht anerkennen und notariell
festschreiben lassen", führt Curth zur Begründung an. Er betrachtet damit die ursprünglichen
Vereinbarungen als gegenstandslos. Die DRE soll so wieder die alleinige Kontrolle über die Bahn
erhalten.
Der Vorsitzende des Zweckverbandes Gotthard Deuse wurde nach eigenen Angaben über derartige
Bemühungen bisher nicht informiert.
Laut Curth wird der vom Landkreis bestellte Schülerverkehr ab dem heutigen 1. Juni in einem
abgespeckten Notbetrieb fortgeführt. 6.40 Uhr ab Mügeln und 13.40 Uhr ab Oschatz wird
die Bahn Schüler befördern. Alle anderen fahrplanmäßigen Verbindungen entfallen. "Die
Fahrten unter Dampf und Sonderfahrten werden in Zukunft aber weiter stattfinden", so Curth, der
die Finanzierung für gesichert hält. Grund für seinen Optimismus: Gestern legte er dem
Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) das eingeforderte Betriebskonzept vor. Ob der
ZVNL tatsächlich zahlt, bleibt aber offen. Das Konzept werde jetzt auf seine Tragfähigkeit
geprüft, sagte gestern ZVNL-Geschäftsführer Andreas Glowienka auf OAZ-Anfrage. "Die
Geldstreichungen ab Mai sind unter den gegebenen Bedingungen nach wie vor legitim", so
Glowienka. Erklärtes Ziel sei es, die Bahn zu erhalten. Der sorgfältige Umgang verlange jedoch
nach einer sinnvollen betriebswirtschaftlichen Grundlage, die nach Einschätzung von Glowienka im
Moment nicht gegeben ist.
JN