Von GABI LIEBEGALL und HEINZ GROßNICK
Mügeln. Ob die Döllnitzbahn GmbH in Insolvenz gebt, steht
derzeit in den Sternen. Unklar auch, oh der Oschatzer Rechtsanwalt Albert Pfeilsticker neuer
Geschäftsführer ist. Er hatte am 29. April beim Amtsgericht in Leipzig einen Insolvenzantrag
gestellt (OAZ berichtete). Doch der zuständige Richter kann darüber nicht entscheiden.
"Der Insolvenzantrag ist am 2. Mai bei uns eingegangen.
Allerdings reicht der Nachweis nicht aus, dass Herr Pfeilsticker tatsächlich Geschäftsführer
ist", klärte dazu Claudia Eppelt-Knochenstirn, Pressesprecherin beim Amtsgericht in Leipzig,
auf und fügte hinzu "Wenn er nicht Geschäftsführer ist, kann er auch keinen Insolvenzantrag
stellen." Ihm sei jetzt eine Frist bis Ende der Woche gesetzt worden, die fehlenden Unterlagen
beizubringen.
Andererseits habe Gerhard Curth, der bisherige Geschäftsführer, den Antrag auf Rücknahme der
Insolvenz gestellt. Diese Möglichkeit schließt das Amtsgericht allerdings aus. "Er hat keinen
Antrag auf Insolvenz gestellt und kann demzufolge auch nichts zurücknehmen", so Eppelt-Knochenstirn.
Das Amtsgericht stellte nun Pfeilsticker den Schriftsatz von Curth zu. Der wiederum erhielt die von
Pfeilsticker eingereichten Unterlagen. Beide haben dazu Stellung zu nehmen. "Der Richter wird
dann nächste Woche entscheiden" kündigte die Pressesprecherin an.
Unterdessen betonte Pfeilsticker gestern gegenüber der OAZ. "Die Feststellung, dass ich als
Geschäftsführer der Döllnitzbahn GmbH den Mitarbeitern fristlos gekündigt hätte" ist
falsch. Bisher hat von mir kein einziger Mitarbeiter eine (fristlose) Kündigung erhalten." Der
Anwalt weiter dazu: "Ich habe verboten zu arbeiten. Von mir bekommt keiner eine Kündigung. Das
wird der Insolvenzverwalter entscheiden."
"Die wollen uns Mitarbeiter kalt stellen wie die Lokomotiven, ins Heizhans rein und abwarten
bis wir wieder mal gebraucht werden" machte dagegen Carsten Klug, Betriebsrat der Döllnitzbahn GmbH,
seinem Herzen Luft. Die Mitarbeiter und er seien total verbittert. Für sie heißt der
Geschäftsführer noch immer Gerhard Curth, da es keine andere Legitimation gebe. "Ich
setze mich auf alle Fälle für den Erhalt der Arbeitsplätze und den Erhalt der Döllnitzbahn
ein", versicherte Klug.
Unverständlich für ihn, dass sich die Bürgermeister in Schweigen hüllen und die Arbeitsplätze
einfach fallen lassen. An die Adresse Pfeilstickers gerichtet, kritisiert der Betriebsratschef:
"Was mich befremdet, hier besteht die Absicht, eine Firma in Insolvenz zu führen, ohne sich
ein Bild vom Zustand der Firma zu machen." Beispielsweise gehe es auch Verpflichtungen mit dem
Kaolinwerk zur Verladung des Rohstoffes. "Herr Pfeilsticker hat keinerlei Ahnung über die
wirtschaftliche Situation", ist Klug überzeugt. Außerdem sei noch nicht einmal der Versuch
unternommen worden, einen Sozialplan auszuarbeiten.
Landrat Robert Schöpp betrachtet dagegen Pfeilsticker als legitimen Geschäftsführer. Curth habe
schließlich seinen Rücktritt erklärt. "Es geht um die Existenz der Bahn. Dafür gibt es
klare Parameter. Zum Ersten die Beförderungsanzahl müsste 300 Personen pro Tag ausmachen."
Vor allem vor dem Hintergrund der Landesgartenschau im kommenden Jahr sollte die Bahn ein Betriebs-
und Tourismus-Konzept erarbeiten. Im April habe die Döllnitzbahn drei Seiten vorgelegt, ohne Inhalt.
Und die Beförderungsanzahl belief sich auf 140 Personen. "Das ist natürlich ein riesiges
Problem", so Schöpp. Auch die beabsichtigte Stilllegung der Bahn rechtfertigt der Landrat und
sagt "Wir müssen die Bahn retten. Immerhin brauchen wir bis zur Gartenschau noch drei Brücken,
und die Stützmauer muss in Ordnung gebracht werden. Das kostet insgesamt eine halbe Million
Euro." Die Mittel, die durch die zeitweilige Stilllegung der Bahn eingespart würden, sollten für
die Sanierung der Bahn eingesetzt werden. Was jetzt seitens der Döllnitzbahn passiert, ist einfach
contraproduktiv."
"Wir werden den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Das Insolvenzverfahren ist nicht abzuwenden,
da ab 1. Juni durch den Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig keine Mittel mehr zur Bestellung
des Personennahverkehrs zur Verfügung gestellt werden. Wir sind auf der Suche nach einem
Infrastrukturunternehmen, das die Weiterbetreibung durchführt", fügt Gotthard Deuse,
Vorsitzender des Zweckverbandes Döllnitzbahn hinzu.