Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 11. Januar 2005

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Oschatz will Gleisanlagen kaufen / Neues Betriebskonzept gefordert

Paralleler Bus bremst Döllnitzbahn aus

Von FRANK HÖRÜGEL

Oschatz. Die Stadt Oschatz will die Gleisanlagen der Döllnitzbahn zwischen Hauptbahnhof in Oschatz und Gemeindegrenze zu Naundorf kaufen. Investitionen in die Strecke sollen jedoch erst erfolgen, wenn ein neues Betriebskonzept für die Bahn mehr Fahrgäste verspricht. 
"Die Stadt will ihr Vorkaufsrecht wahrnehmen", kündigte Oberbürgermeister Andreas Kretschmar jetzt an. Hintergrund: Die Deutsche Bahn will die Gleisanlage verkaufen. Und Oschatz könnte als neuer Eigentümer Fördergelder für Investitionen an Land ziehen. Zum Beispiel für die einsturzgefährdete Döllnitzmauer an der Breiten Straße in Oschatz, wegen der die Bahn seit November 2004 nicht mehr zwischen dem Haupt- und dem Südbahnhof fahren kann. Die Kosten für die Mauersanierung werden mit einer sechsstelligen Summe veranschlagt.
Aufs Geratewohl wollen die Stadträte jedoch kein Geld in die Bahnstrecke investieren, Da sind sich die Fraktionen von CDU und PDS einig. "Wir brauchen ein Betriebskonzept, das täglich 500 Fahrgäste garantiert", fordert Albert Pfeilsticker (CDU). Nach seiner Einschätzung müsste die Kleinbahn, deren Betrieb mit etwa einer halben Million Euro im Jahr vom Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) subventioniert wird, im Stundentakt rollen. "Und der Bus-Parallelverkehr müsste eingestellt werden. Ansonsten können weitere Investitionen in die Döllnitzbahn politisch nicht verantwortet werden", meint Pfeilsticker. In Bezug auf die Einstellung des Bus-Parallelverkehrs sieht er den Torgau-Oschatzer Landrat Robert Schöpp in der Pflicht, der den Landkreis als Gesellschafter der Omnibusverkehrsgesellschaft OVH vertritt.


STANDPUNKT

Unverständlich

Von FRANK HÖRÜGEL

In seiner Neujahrsrede hat sich der Oschatzer Oberbürgermeister klar zum Erhalt der Döllnitzbahn bekannt. Das ist keine Selbstverständlichkeit, zumal die Bahn aus finanzieller Sicht ein Fass ohne Boden zu sein scheint. Das muss sich schnellstmöglich ändern und kann nur mit einem deutlichen Plus an Fahrgästen funktionieren. Völlig unverständlich ist vor diesem Hintergrund, dass sich mit dem Busunternehmen OVH und der Döllnitzbahn auf einer Strecke zwei Unternehmen, an denen der Landkreis beteiligt ist, gegenseitig die Reisenden abspenstig machen. Diese unsinnige Konkurrenz wird auf dem Rücken des Steuerzahlers ausgetragen, der die Subventionen letztendlich bezahlt, und gehört abgeschafft. Wenn jetzt nicht alle Anliegergemeinden und der Landkreis gemeinsam zur wirtschaftlichen Gesundung der Kleinbahn beitragen, dann wird das Bekenntnis des Oschatzer Stadtoberhauptes auf längere Sicht leider keinen Pfifferling wert sein.