Oschatz. Die
Landestalsperrenverwaltung Sachsens lehnt die Verantwortung für die einsturzgefährdete Döllnitzmauer ab, wegen der die Kleinbahn nicht mehr zwischen dem Hauptbahnhof in Oschatz und dem
Südbahnhof verkehren kann. Das sagte Christin Peters, die stellvertretende Pressesprecherin der
Behörde, auf OAZ-Anfrage.
Die Döllnitzbahngesellschaft hatte bereits am 3. Dezember in einem von ihr selbst in Auftrag
gegebenen Gutachten festgestellt, dass sich die Ufermauer neben der Breiten Straße durch
Sedimentberäumung in dem Flüsschen gesenkt habe (OAZ berichtete).
Die Talsperrenverwaltung hält dagegen, dass bereits vor der Beräumung der Schlammmassen im
Flussbett die Standsicherheit der Mauer nicht gewährleistet gewesen sei. "Und wir mussten die
Sedimente beräumen, da sie beim nächsten Hochwasser eine erhebliche Gefährdung dargestellt
hätten", sagte Peters.
Nach Einschätzung der Talsperrenverwaltung ist die Döllnitzbahngesellschaft für die
Standsicherheit der Ufermauer zuständig. Peters: "Hier hätte schon lange etwas gemacht werden
müssen. Uns kann nichts vorgeworfen werden. Wir haben unsere Aufgaben ordnungsgemäß
wahrgenommen."
Wie die Döllnitzbahngesellschaft Anfang Dezember ankündigte, könnte der Streit um die Ufermauer
vor Gericht landen. Ausgelöst wurde die Angelegenheit, als ein Lokführer am 10.NNovember bemerkt
hatte, dass sich die Mauer gefährlich gesenkt hatte. Seitdem ruht der Verkehr in diesem Abschnitt.
FH
STANDPUNKT
Gefährdet
Von FRANK HÖRÜGEL
Von einem Überraschungseffekt kann keine Rede sein. Dass sich die
Landestalsperrenverwaltung freiwillig die Verantwortung für die einsturzgefährdete Döllnitzmauer
in Oschatz aufbürden würde, war nicht zu erwarten. Damit bleibt die Frage, wer die Mauer sichern
oder gar neu bauen muss, vorerst unbeantwortet. Wahrscheinlich wird nun ein Gericht eingeschaltet.
Bis zu einem Urteil vergeht erfahrungsgemäß viel Zeit. Zeit, die für die Döllnitzbahn kostbar
ist. Den mit jedem Tag, den das Unternehmen den betroffenen Streckenabschnitt nicht befahren kann,
entstehen Kosten.
In dieser schwierigen Situation sind die Mitglieder des Zweckverbandes Döllnitzbahn (Kreis
Torgau-Oschatz und Anliegergemeinden) in die Pflicht genommen, für das Unternehmen in die Bresche
zu springen. Ansonsten könnte es passieren, dass die Döllnitzbahn noch vor der Oschatzer
Landesgartenschau 2006 auf dem Abstellgleis landet.