Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 31. August 2004

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Döllnitzbahn fühlt sich im MDV benachteiligt

Pressesprecher Matthias Neumann schließt böse Absicht aus

 Mügeln. Soll die Döllnitzbahn verdrängt werden? Diesen Vorwurf spricht jetzt Gerhard J. Curth, Geschäftsführer der Döllnitzbahn GmbH aus. Die Kritik greift der Bahn-Chef nicht aus der Luft und nennt dafür drei Gründe.

"Wirtschaftsminister Martin Gillo hat kürzlich in einer rede davon gesprochen, dass sich der Freistaat Sachsen für den Erhalt seiner vier Schmalspurbahnen einsetzt. In der Auflistung hat er die Döllnitzbahn vergessen", ist Curth verärgert.
Als Schirmherr des 2. Entdeckertages Sachsens lädt Landwirtschaftsminister Steffen Flath am 19. September dazu ein, das Auto einmal stehen zu lassen, um die Heimat mit Straßenbahn, Bus, und Nahverkehrszug zu entdecken. Auf dem eigens dafür herausgegebenen Faltblatt ist die Döllnitzbahn jedoch nicht zu finden.
Und am neuen Fahrplan des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) der Landkreise Döbeln und Torgau-Oschatz kritisiert Curth, dass das Bahnkundenzentrum im Hauptbahnhof Oschatz unerwähnt bleibt. "Neben Leipzig und Halle sind wir die einzige Stelle, die an sieben Tagen die Woche für den Verkauf von Fahrkarten geöffnet hat."
An so viele Zufälle möchte der Geschäftsführer nicht glauben, zumal das Unternehmen im letztgenannten Fall sogar eine Anzeige schalten wollte und diese trotz Absprache nicht abgedruckt worden sei. "Die Döllnitzbahn fordert Gleichbehandlung. Schließlich zahlen wir als Mitglied des MDV auch unseren Beitrag", fordert Curth.
Von Missverständnis spricht Martina Pirk, stellvertretende Pressesprecherin im Sächsischen Wirtschaftsministerium. "Wir haben vier Schmalspurbahnunternehmen, die auf fünf Schmalspurbahnstrecken betrieben werden, eine davon ist die Döllnitzbahn."
Die Döllnitzbahn habe seit 1998 insgesamt 600 000 Euro Fördermittel zum Ausbau von Bahnhöfen und Strecke erhalten. "Deshalb kann man sicherlich nicht von einer Verdrängung sprechen", so Pirk weiter. Aus Sicht des Ministeriums habe die Döllnitzbahn außerdem den entscheidenden Vorteil, dass sie bereits wirtschaftlichere Dieselloks für den Normalbetrieb und die Dampflok für touristische Zwecke nutze.
Eine Benachteiligung der Döllnitzbahn schließt auch Matthias Neumann, Pressesprecher des MDV, aus und erklärt: "Was den fahrplan betrifft, kann ich jetzt keine definitive Antwort geben, denn der zuständige Mitarbeiter befindet sich im Urlaub. Allerdings kann ich versichern, dass keine böse Absicht dahinter steckt. Die Döllnitzbahn ist Gesellschafter wie alle Verkehrsunternehmen im Verbund. Wir sind natürlich an einer guten Zusammenarbeit interessiert." Einen Fehler im eigenen Haus könne er nicht ausschließen, und er wolle den Vorwurf auf jeden Fall prüfen.
Zum Faltblatt für den Entdeckertag erklärt Neumann weiter: "Die Veranstaltung wird von allen fünf Verkehrsverbünden organisiert. Jeder Verband hat darin zwei Ausflugsziele deklariert. Bei uns sind es die Städte Torgau und Bad Kösen. Es sind nicht alle Verkehrsunternehmen genannt, sondern es handelte sich um ausgewählte Beispiele. Die Anreiseempfehlung bezieht sich speziell auf die Oberzentren Halle und Leipzig."

Heinz Großnick


Meine Meinung

Peinliche Panne beim MDV?

Von HEINZ GROßNICK

Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. Doch es hat sich wahrscheinlich noch nicht überall herumgesprochen: Das Bahnkundenzentrum im Hauptbahnhof Oschatz hat jetzt an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Im neune MDV-Fahrplan ist jedenfalls darüber kein Sterbenswörtchen zu lesen. Kein Wunder, dass Döllnitzbahn-Geschäftsführer Gerhard J. Curth sauer darüber ist und dem MDV Benachteiligung unterstellt. Schließlich braucht die Bahn eine Lobby, wenn sie auch nach der Landesgartenschau 2006 Bestand haben soll. Dabei sind die ersten Erfahrungen mit den neune Öffnungszeiten positiv. Nach Angaben von Curth ist der Jahresumsatz 2003 bereits im Juni überschritten worden. Nutzen noch mehr Fahrgäste das MDV-Ticket auch für den Umstieg in die Döllnitzbahn, bleiben die anvisierten Zahlen keine Zukunftsmusik.