Mügeln. Soll die Döllnitzbahn verdrängt werden? Diesen
Vorwurf spricht jetzt Gerhard J. Curth, Geschäftsführer der Döllnitzbahn GmbH aus.
Die Kritik greift der Bahn-Chef nicht aus der Luft und nennt dafür drei Gründe.
"Wirtschaftsminister Martin Gillo hat kürzlich in einer rede
davon gesprochen, dass sich der Freistaat Sachsen für den Erhalt seiner vier Schmalspurbahnen
einsetzt. In der Auflistung hat er die Döllnitzbahn vergessen", ist Curth verärgert.
Als Schirmherr des 2. Entdeckertages Sachsens lädt Landwirtschaftsminister Steffen Flath am
19. September dazu ein, das Auto einmal stehen zu lassen, um die Heimat mit Straßenbahn, Bus,
und Nahverkehrszug zu entdecken. Auf dem eigens dafür herausgegebenen Faltblatt ist die
Döllnitzbahn jedoch nicht zu finden.
Und am neuen Fahrplan des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) der Landkreise Döbeln und
Torgau-Oschatz kritisiert Curth, dass das Bahnkundenzentrum im Hauptbahnhof Oschatz unerwähnt
bleibt. "Neben Leipzig und Halle sind wir die einzige Stelle, die an sieben Tagen die Woche
für den Verkauf von Fahrkarten geöffnet hat."
An so viele Zufälle möchte der Geschäftsführer nicht glauben, zumal das Unternehmen im
letztgenannten Fall sogar eine Anzeige schalten wollte und diese trotz Absprache nicht abgedruckt
worden sei. "Die Döllnitzbahn fordert Gleichbehandlung. Schließlich zahlen wir als Mitglied
des MDV auch unseren Beitrag", fordert Curth.
Von Missverständnis spricht Martina Pirk, stellvertretende Pressesprecherin im Sächsischen
Wirtschaftsministerium. "Wir haben vier Schmalspurbahnunternehmen, die auf fünf
Schmalspurbahnstrecken betrieben werden, eine davon ist die Döllnitzbahn."
Die Döllnitzbahn habe seit 1998 insgesamt 600 000 Euro Fördermittel zum Ausbau von
Bahnhöfen und Strecke erhalten. "Deshalb kann man sicherlich nicht von einer Verdrängung
sprechen", so Pirk weiter. Aus Sicht des Ministeriums habe die Döllnitzbahn außerdem den
entscheidenden Vorteil, dass sie bereits wirtschaftlichere Dieselloks für den Normalbetrieb und die
Dampflok für touristische Zwecke nutze.
Eine Benachteiligung der Döllnitzbahn schließt auch Matthias Neumann, Pressesprecher des MDV, aus
und erklärt: "Was den fahrplan betrifft, kann ich jetzt keine definitive Antwort geben, denn
der zuständige Mitarbeiter befindet sich im Urlaub. Allerdings kann ich versichern, dass keine
böse Absicht dahinter steckt. Die Döllnitzbahn ist Gesellschafter wie alle Verkehrsunternehmen im
Verbund. Wir sind natürlich an einer guten Zusammenarbeit interessiert." Einen Fehler im
eigenen Haus könne er nicht ausschließen, und er wolle den Vorwurf auf jeden Fall prüfen.
Zum Faltblatt für den Entdeckertag erklärt Neumann weiter: "Die Veranstaltung wird von allen
fünf Verkehrsverbünden organisiert. Jeder Verband hat darin zwei Ausflugsziele deklariert. Bei uns
sind es die Städte Torgau und Bad Kösen. Es sind nicht alle Verkehrsunternehmen genannt,
sondern es handelte sich um ausgewählte Beispiele. Die Anreiseempfehlung bezieht sich speziell auf
die Oberzentren Halle und Leipzig."
Heinz Großnick
Meine Meinung
Peinliche Panne beim MDV?
Von HEINZ GROßNICK
Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. Doch es hat sich wahrscheinlich
noch nicht überall herumgesprochen: Das Bahnkundenzentrum im Hauptbahnhof Oschatz hat jetzt an
sieben Tagen in der Woche geöffnet. Im neune MDV-Fahrplan ist jedenfalls darüber kein
Sterbenswörtchen zu lesen. Kein Wunder, dass Döllnitzbahn-Geschäftsführer
Gerhard J. Curth sauer darüber ist und dem MDV Benachteiligung unterstellt. Schließlich
braucht die Bahn eine Lobby, wenn sie auch nach der Landesgartenschau 2006 Bestand haben soll. Dabei
sind die ersten Erfahrungen mit den neune Öffnungszeiten positiv. Nach Angaben von Curth ist der
Jahresumsatz 2003 bereits im Juni überschritten worden. Nutzen noch mehr Fahrgäste das
MDV-Ticket auch für den Umstieg in die Döllnitzbahn, bleiben die anvisierten Zahlen keine
Zukunftsmusik.