Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 7. Januar 2004 Döllnitzbahn will neue Wege finden Auch nach 2006 keine Fahrt aufs Abstellgleis nötig Mügeln. Die Döllnitzbahn beging am 17. Dezember 2003 ihr zehnjähriges Jubiläum. Mit der Erteilung der Betriebserlaubnis am 5. Februar 1994 konnte das Unternehmen zunächst optimistisch in die Zukunft blicken. Für Gerhard J. Curth, Geschäftsführer der Döllnitzbahn GmbH, Grund für einen Rückblick. "Allein die Erhaltungsgeschichte der Döllnitzbahn ist bundesweit einmalig und beispielhaft", betonte Curth. Schließlich sei es die erste Bahn, die dank Unterstützung der Region und zunächst ohne jeglicher staatlicher Zuschüsse überlebt habe. Dafür setzten sich laut Curth der Landkreis und die Anliegergemeinden gleichermaßen ein. "Wo gibt es Kommunen, die Bahnhöfe ausbauen", nannte der Geschäftsführer Beispiele für das Engagement und verteidigte bei dieser Gelegenheit noch einmal seine Ansicht, dass die Döllnitzbahn auch nach der Landesgartenschau 2006 nicht aufs Abstellgleis fahren muss. Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) beschloss in seiner Dezembersitzung, die Bahn nach 2006 nicht mehr zu bezuschussen, weil das Fahrgastaufkommen seit 1999 zurückging. Für Albert Pfeilsticker, Mitglied der Verbandsversammlung, ein deutliches Zeichen für das endgültige Aus. Doch auch ohne den jährlichen Zuschuss von 438000 Euro will Curth nicht einfach aufgeben. "Dann müssen wir andere Wege finden. So lange wie ich hier etwas zu sagen habe wird die Bahn nicht untergehen", gibt er sich kämpferisch. Das ganze könne im Schulterschluss mit dem Deutschen Bahnkundenverband sowie dem Beitritt zum Mitteldeutschen Verkehrsverbund funktionieren. Der Service für alle Bahnkunden: Wer von einem beliebigen Ort aus in Deutschland eine Fahrkarte nach Oschatz bucht, könne damit ohne zusätzliche Kosten auch im Stadtgebiet von Oschatz mit der Döllnitzbahn fahren. Heinz Großnick
Lokführer Thomas M. Schipper aus Wien beteiligt sich an der Diskussion um die Döllnitzbahn-Gesellschaft (DBG) Zukunft mit Stadtbahnstrecke nach österreichischem Vorbild möglich Als Gastlokführer der Österreichischen Bundesbahnen und ehrenamtlicher Konsulent der DBG betont der Wiener in seinem Schreiben, dass an Mügelns Bürgermeister Gotthard Deuse, die Stadtverwaltung Oschatz und unsere Zeitung gerichtet ist: "Ich fahre seit 1997 regelmäßig die Züge der DBG mit den österreichischen Maschinen und muss feststellen, dass diese nicht in jenem schlechten Zustand sind, wie des öfteren publiziert wird. Ich versuche auch regelmäßig, unentgeltlich aus Österreich Ersatzteile zu beschaffen. Ich bin ausgebildeter Fahrdienstleiter und Verkehrsmanager sowie staatlich geprüfter Triebfahrzeugführer bei der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB). Seit 1997 konnte ich mir ein Bild über die DBG-Strecke und deren Betriebsabwicklung machen. Die Strecke Oschatz-Mügeln befindet sich in einer der reizvollsten Landschaften Sachsens und stellt mit ihrem Teilstück durch die City von Oschatz eine Einzigartigkeit einer Lokalbahn dar. Sie hätte durchaus das Zeug für eine ,Interurban' - einer Stadtbahnstrecke nach österreichischem Vorbild, wie beispielsweise die Strecke zwischen Zell am See und Krimml. Voraussetzung dafür ist die Neuorganisation des Bus- und Bahnfahrplanes nach Schweizer und österreichischen Leitlinien, nämlich Aufgabe des unwirtschaftlichen Parallelverkehrs und spinnennetzartiger Zubringerverkehr durch die OVH-Busse aus den bahnabgelegenen Siedlungen sternförmig zu den Knoten. Es müssten Investitionen in zeitgemäße Fahrbetriebsmittel zum Beispiel im Bahnwerk Mügeln zur Wartung der Fahrzeuge erfolgen. Die Bestimmungen über den Betrieb auf Schmalspurbahnen in Deutschland (30 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit) sind nicht mehr zeitgemäß und stammen aus der Zeit des veralteten Dampfbetriebes der ehemaligen Deutschen Reichsbahn. Eine Erleichterung der Wartungs- und Fristbestimmungen ist ebenso erforderlich. Warum müssen bei Fristablauf zur Hauptuntersuchung Fahrzeuge komplett zerlegt werden? In Österreich reicht oft ein Ersatz von sicherheitsrelevanten Teilen wie Bremsgestänge und Radreifen. An sämtlichen Bahnübergängen sollten technische Sicherungen installiert werden, um die Belästigung der Bevölkerung durch ständiges Pfeifen zu minimalisieren. Ich bin der Meinung, die Collm-Region hat sich ihre Lokalbahn verdient, nur fehlt es oft am politischen Willen. Auch im Güterverkehr steckt enormes Potential. Warum hat man zugelassen, dass der Güterverkehr der Kemmlitzer Kaolinwerke auf die Straße verlegt wurde? In die Strecke ist seit 1996 sehr viel investiert worden. Wenn die Bahn stillgelegt wird, wäre das Verschleuderung von öffentlichen Geldern. Anmerkung des Webmasters: Die Höchstgeschwindigkeit auf 750mm-Schmalspurbahnen in Deutschland beträgt gemäß §40 der Bau- und Betriebsordnung für Schmalspurbahnen (ESBO) immer noch 60 km/h. |