Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 23. September 2003
Stadtrat Oschatz erteilt Bauaufträge:
Im Herbst startet zweiter Frühling für Bahnhof
Oschatz. Das Umfeld des Oschatzer Bahnhofes wird in einigen Monaten nicht wiederzuerkennen sein. Der Stadtrat vergab in seiner jüngsten Sitzung Bauaufträge für eine dreiviertel Million Euro zur Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes inklusive der Stützmauer an der Bahnhofstraße. Der zweite Frühling für das runtergewirtschaftete Gelände soll noch in diesem Herbst beginnen.
Nach Angaben des Dresdener Ingenieurbüros
Spiekermann, das für die Planung verantwortlich ist, soll mit der Neugestaltung
vor allem das Umsteigen von Bus, Auto oder Fahrrad auf die Bahn erleichtert
werden. So werden die Busse künftig ausschließlich auf dem Vorplatz halten,
die jetzige Bushaltestelle an der Bahnhofstraße soll abgerissen werden.
Zwar wird dadurch die Zahl der Autoparkbuchten auf dem Vorplatz von derzeit 55
auf 30 reduziert, doch provisorische Stellplätze im nördlichen Bereich des
Bahnhofes am Verladebahnhof sollen Ersatz schaffen. Während der Tiefbauarbeiten
muss der Bahnhofsvorplatz für vier bis fünf Monate gesperrt werden. In einem
zweiten Bauabschnitt soll der provisorische Parkplatz dann im nächsten Jahr von
Grund auf neugebaut werden. Nach der Neugestaltung
des Bahnhofsumfeldes sollen so insgesamt 100 Parkflächen zur Verfügung
stehen. Außerdem soll ein Nebengebäude zum Abstellplatz für Fahrräder
umgebaut werden. Und die Stützmauer zur Bahnhofstraße wird neu gebaut.
"In Oschatz steht der erste Bahnhof in Sachsen, dessen Umbau zusammen vom
Freistaat, dem Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig und der Stadt Oschatz
finanziert wird freut sich Oberbürgermeister Andreas Kretschmar. Die
Gesamtkosten des Vorhabens werden auf zwei Millionen Euro veranschlagt. Laut
Kretschmar übernimmt Sachsen 75 Prozent, der Zweckverband 15 Prozent und die
Stadt Oschatz zehn Prozent der Kosten.
Noch immer unklar ist jedoch die Zukunft des Empfangsgebäudes. In der ersten
Jahreshälfte 2003 wurde das Haus in Oschatz vom Immobilienunternehmen
First Rail Property erworben, das bundesweit 1000 kleinere Bahnhöfe
in einem Paket von der Deutschen Bahn AG gekauft hatte. Wie das
Unternehmen First Rail Property mit Sitz in Wiesbaden das
Empfangsgebäude vermarkten will, ist bisher jedoch nicht bekannt..
Frank Hörügel
Meine Meinung
Freude hält sich in Grenzen
Von GABI LIEBEGALL
Natürlich
ist es toll, dass der Bahnhofsvorplatz der Großen Kreisstadt saniert und neu
gestaltet wird. Maßnahmen wie diese erfreuen sich doch in den meisten Fällen
der Zustimmung der Bevölkerung. Wenn das Wörtchen "wenn" nicht
wäre.
Wenn sich nämlich das "Tor" zum Bahnhof aus Richtung Stadt modern und
einladend präsentiert, zeigt sich das Bahnhofsgebäude immer noch
vernachlässigt, hässlich und heruntergewirtschaftet. Dabei gibt es einen
Eigentümer, das Immobilienunternehmen First Rail Property. Und damit
sollte doch eigentlich alles anders werden. Allerdings, wie zu erkennen ist,
dreht sich in Richtung Sanierung und Nutzung noch immer kein Rad.
Aber die Zeit vergeht, und die Landesgartenschau lässt grüßen. Sollen die
Bahngäste wirklich so empfangen werden? Bleibt in diesem Zusammenhang nur zu
hoffen, dass mit dem neuen Bahnhofsvorplatz auch die Vermarktung voran schreitet
und die Stadt die Eigentümer auch an deren Pflichten erinnert.