Beitrag aus der Oschatzer Allgemeinen Zeitung vom 15. April 2003  (OAZ-"Briefkasten")


Zeichen stehen bei der Döllnitzbahn auf Sturm

Zur Döllnitzbahn äußert sich Michael Katyrba aus Oschatz:

Bis jetzt war es ein mehr oder weniger offenes Geheimnis, dass es dem "Wilden Robert" nicht gut geht, die Zeichen stehen seit längerer Zeit auf Sturm. Ausgedünnte Fahrpläne, Schienenersatzverkehr oder völlig entfallende Fahrten zeigen, dass bei der Döllnitzbahn der "Wurm drin ist". Dabei ist es meines Erachtens für Außenstehende völlig unerheblich, ob etwa Schieneninfrastruktur und Verkehrsbetrieb voneinander getrennt sein müssen (was übrigens in Deutschland bei fast keinem Eisenbahnunternehmen der Fall sein dürfte), oder ob der Dieselbetrieb nur etwa 25 Prozent der Kosten des Dampfbetriebes verursacht. Nein, die Bahn soll einfach nur funktionieren, und daran hapert es leider. Als der damalige Fahrgastverband "Pro Bahn" die Strecke von der Deutschen Reichsbahn übernahm, schrieb man sich hohe Ziele auf die Fahne. Ich erinnere: Es sollten vier Standbeine geschafft werden: 1. Güterverkehr, 2. Schülerverkehr, 3. allgemeiner Personenverkehr und 4. Traditionsverkehr. Zu Punkt 1: An "Gütern" fährt höchstens mal noch ein Fahrrad mit, andere Güter werden nicht mehr befördert. Alle dafür bestimmten Waggons stehen mit abgelaufenen Untersuchungsfristen (ähnlich dem TÜV beim Auto) in Mügeln oder Oschatz und rosten vor sich hin. Das Kaolin wird jetzt mit dem Lkw zur Verladung nach Oschatz gefahren, aber immerhin verdient die Döllnitzbahn noch an der Umladung auf die Deutsche Bahn. Der letzte Güterwagenkunde - Kohlen-Lässig in Mügeln - hat seinen Gleisanschluss stillgelegt. Zu Punkt 2: Der Schülerverkehr funktioniert (meist) reibungslos, wenn auch immer wieder Züge im Schienenersatzverkehr gefahren werden müssen, weil die eine oder andere Lok defekt ist. Leider sind auch die gebraucht gekauften Dieselloks nicht "das Gelbe vom Ei". Und wie es mit den "irgendwo in Europa preiswert" zu beschaffenden Triebwagen ausgeht, soll dahingestellt bleiben. Zu Punkt 3 gilt das Gleiche wie zu 2., aber mit Einschränkungen. So tönte es vor einiger Zeit aus Mügeln, dass man nun auch an jedem Wochenende Züge zwischen Oschatz und Altmügeln fahren würde. Nur wissen die Verantwortlichen in Mügeln das nicht mehr. Zu Punkt 4: Nachdem sich der Traditionsverkehr sehr gut angelassen hatte, ging es auch mit diesem immer mehr bergab. Inwieweit dabei zweifellos bestehende Streitigkeiten zwischen der Geschäftsführung der Döllnitzbahn und dem Förderverein "Wilder Robert" eine Rolle spielen, vermag ich nicht zu beurteilen. Sicher, die Dampflok des Vereins ist vor einigen Tagen wieder dem Betrieb übergeben worden, aber welche Wagen will man anhängen? Soweit mir bekannt ist, besitzt der Förderverein nur einen einzigen betriebsfähigen Waggon, welcher mit dem Bremssystem der Lokomotive übereinstimmt. Allen anderen Personenwagen, welche für den Traditionsverkehr in Frage kämen, geht es wie den Güterwagen - Untersuchungsfristen abgelaufen. Leider hört man auch nichts mehr von den damaligen Plänen, die Strecke zu verlängern. Was ist aus der Aktion "Kauft Schwellen für den Wilden Robert" geworden? So schafft man sich keine Freunde, und gerade das wäre doch in der derzeitigen Situation besonders wichtig. Herr Curth hat in seiner Antwort zwar versucht, die dunklen Wolken beiseite zu reden, die Fakten sprechen aber leider eine andere Sprache. Sicher, ein langfristiger Verkehrsvertrag ist für die Planung des Betriebes wichtig, aber ist es eine Lösung, sich nur auf Fördergelder zu verlassen? Es wäre sehr schade, wenn nach der Landesgartenschau 2006 beim Wilden Robert die Lichter ausgehen würden.

 

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