Kurze
Zusammenfassung der Geschichte
des Mügelner Schmalspurbahnnetzes |
Nach der Eröffnung der Schmalspurstrecke Mügeln - Döbeln im Jahre
1884 wurde am 7. Januar 1885 der Abschnitt Mügeln - Oschatz als zweites
Teilstück eines ganzen Netzes von Schmalspurbahnen im Raum Mügeln durch die Königlich
Sächsische Staatseisenbahn in Betrieb genommen. Alle diese in 750 Millimeter
Spurweite ausgeführten Bahnen dienten der Ergänzung des regelspurigen Eisenbahnnetzes
und brachten mancher bis dato etwas "verschlafenen" Region einen bescheidenen
wirtschaftlichen Aufschwung. Der Eröffnung weiterer Strecken nach Neichen und Strehla
folgte im Jahre 1903 der Abschnitt Nebitzschen - Kroptewitz, der vorerst nur für den
Güterverkehr in Betrieb genommen wurde und die Gesamtstreckenlänge des Mügelner
Schmalspurbahnnetzes auf zirka 70 Kilometer anwachsen ließ. Dieser Streckenast
brachte der Bahn ein Transportgut, das noch heute von existentieller Bedeutung ist,
nämlich das Kaolin. Neben diesem war der Transport von landwirtschaftlichen Gütern und
dabei vor allen Dingen alljährlich große Mengen an Zuckerrüben, die Haupteinnahmequelle
der Bahn. Nennenswerter Personenverkehr beschränkte sich im Mügelner Netz hauptsächlich
auf die Strecken Oschatz - Mügeln und Mügeln - Wermsdorf.
In den Anfangsjahren der Bahn beförderten kleine dreiachsige
Lokomotiven der sächsischen Gattung I K die Schmalspurzüge. Diese Lokomotiven
wurden ab 1897 durch die wesentlich stärkeren vierachsigen Maschinen der Gattung
IV K abgelöst. Mit dieser gelungenen Konstruktion war der Sächsischen
Maschinenfabrik R. Hartmann in Chemnitz der große Wurf geglückt. Entsprechend
wurden insgesamt 96 Maschinen dieser Baureihe beschafft, die größte Serie für deutsche
Schmalspurbahnen gebauter Loks. Nach einer umfangreichen Rekonstruktion, die teilweise
einem Neubau glich, verrichten immer noch viele der inzwischen als 99.51-60 (bzw.
99.15-16) bezeichneten Maschinen bei den verschiedensten Schmalspurbahnen ihren Dienst.
Das einstige IV K - Zentrum Mügeln beherbergt heute noch 2 Lokomotiven dieser
Gattung, die dritte IV K der Döllnitzbahn GmbH weilt derzeit auf Rügen.
Nachdem alle Strecken des Mügelner Netzes im Jahre 1920 von der
Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft übernommen wurden, gab es keine nennenswerten
Veränderungen mehr. Auch die Kriegsjahre überstand die Bahn "relativ"
unbeschadet, im Jahre 1945 wurde sogar noch der Personenverkehr auf der Strecke
Nebitzschen - Kroptewitz aufgenommen.
Ab Mitte der sechziger Jahre begann eine Welle von
Streckenstillegungen, die auch vor dem Mügelner Netz nicht haltmachte. Ab dem Jahr 1975
wurde dann nur noch die Strecke Oschatz - Mügeln - Kemmlitz im Güterverkehr bedient,
dies ist hauptsächlich dem bereits angesprochenen Transportgut Kaolin zu verdanken. Das
Frachtaufkommen stieg in den folgenden Jahren stetig an und es gab die verschiedensten
Pläne die Leistungsfähigkeit der Strecke zu erhöhen.
Mit den politischen und wirtschaftlichen Veränderungen im Osten
Deutschlands wurden natürlich all diese Pläne hinfällig und es zeigte sich, dass die
Deutsche Reichsbahn (mit ihrem neuen "Partner" Deutsche Bundesbahn) an einem
Weiterbetrieb der Strecke nicht interessiert war. In diese Bresche sprang der
Fahrgastverband "Pro Bahn", dessen Anliegen unter anderem die Erhaltung von
Eisenbahninfrastruktur ist. Gemeinsam mit dem Landkreis Oschatz wurde ein Konzept zur
Erhaltung der im Volksmund "Wilder Robert" genannten Bahn gefunden.
Inhalt
dieses Konzeptes war die Gründung der Döllnitzbahn GmbH mit den drei hauptsächlichen
Tätigkeitsfeldern Güterverkehr, Traditionsverkehr und öffentlicher
Schienenpersonennahverkehr. Am 17. Dezember 1993 wurde der Betrieb auf der 17 Kilometer
langen Strecke Oschatz - Mügeln - Kemmlitz durch die Döllnitzbahn GmbH von der Deutschen
Reichsbahn übernommen. Neben dem
Güter- und Traditionsverkehr wurde seit dem 3. August 1995 regulärer
Schülerverkehr als Vorstufe des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV)
betrieben. Im September 2000 begann dieser ÖPNV mit der Bestellung durch den Zweckverband
Nahverkehrsraum Leipzig von 8
Zugpaaren die an Wochentagen die Strecke Altmügeln - Oschatz bedienen. Seit
2005 ist die Döllnitzbahn auch in den regionalen Verkehrsverbund MDV
integriert, ein durchgängiger Tarif von Leipzig bis Mügeln ist nun möglich.
Eines der ehemals 3 Betätigungsfelder der Döllnitzbahn GmbH, der
Güterverkehr ist seit Ende 2001 leider weggefallen. Die Kemmlitzer Kaolinwerke
GmbH verladen ab diesem Zeitpunkt an der Umladeanlage in Oschatz vom LKW in die
regelspurigen Wagen der Deutschen Bahn.
Die im Jahr 2006 in Oschatz stattfindende sächsische Landesgartenschau verhilft
der Bahn nochmals zu einem Investitionsschub, im Oschatzer Stadtgebiet werden
zwei Brückenüberbauten erneuert und auf etwa 1 Kilometer die Schwellen
erneuert. Während der Landesgartenschau wird zwischen Oschatz Süd und
Altoschatz-Rosenthal ein stündlicher Pendelverkehr angeboten und auf der am 21.
April 2006 wiedereröffneten Strecke nach Glossen verkehren regelmäßig
Dampfzüge. Trotzdem ist zu diesem Zeitpunkt bereits klar, daß ab Oktober 2006
keine Züge des ÖPNV mehr durch den ZVNL bestellt werden. Der Zweckverband
Döllnitzbahn legt nun den Schwerpunkt auf den touristischen Verkehr sowie die
Schülerbeförderung.
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